Namen von Amed-Gefallenen veröffentlicht

Dilşerda Semsûr, Kendal Ronî und Mahir Tendurek sind im Kampf gegen die türkische Armee in Amed ums Leben gekommen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei gefallenen Guerillakämpfern bekannt gegeben. Dilşerda Semsûr, Kendal Ronî und Mahir Tendurek sind im Kampf gegen die türkische Armee in Amed (tr. Diyarbakir) ums Leben gekommen.

Dilşerda Semsûr ist zusammen mit dem HPG-Kommandanten Dilşad Dijwar am 16. Juni bei einer Militäroperation im Gebiet Apê Musa gefallen. Kendal Ronî und Mahir Tendurek waren Mitglieder der Sondereinheit Hêzên Taybet und kamen am 17. Juli bei einer Operation im Kreis Licê ums Leben.

                                

Codename: Dilşerda Semsûr
Vor- und Nachname: Mesut Akyüz
Geburtsort: Semsûr
Namen von Mutter und Vater: Kilî – Mustafa
Todestag und -ort: 16. Juni 2022 / Amed

 

Codename: Kendal Ronî
Vor- und Nachname: Necati Utku Kiraz
Geburtsort: Mersin
Namen von Mutter und Vater: Safiye – Yılmaz
Todestag und -ort: 17. Juli 2022 / Amed

 

Codename: Mahir Tendurek
Vor- und Nachname: Ferhat Atsak
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Şazime – Ibrahim
Todestag und -ort: 17. Juli 2022 / Amed

 

Dilşerda Semsûr

Dilşerda Semsûr ist im Dorf Palaş in Semsûr (Adıyaman) geboren und bekam während seines Studiums an der Ege-Universität Kontakt zur kurdischen Befreiungsbewegung. Er las die Schriften von Abdullah Öcalan und setzte sich mit der kurdischen Geschichte auseinander. Um seine Muttersprache besser zu lernen, nahm er an Kurdisch-Kursen teil. Gleichzeitig engagierte er sich bei der Gründung eines Gesundheitsrates an der Universität und kümmerte sich in diesem Zusammenhang um Menschen, die bei Massakern der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verwundet wurden und in Lagern lebten. Unter dem Eindruck des mutigen Widerstands gegen den IS schloss er sich im Mai 2015 in Amed der Guerilla an. Einige Monate später begann der brutale Städtekrieg in Nordkurdistan und Dilşerda erlernte die Grundlagen des Guerillakampfes in der Praxis. Er nahm an zahlreichen Aktionen teil und ging 2017 nach Erzîrom. Drei Jahre später kehrte er nach Amed zurück. Neben dem Kampf gegen die türkische Armee übernahm er auch die Aufgabe eines Guerillaarztes und kümmerte sich mit großer Hingabe um verwundete und kranke Kämpfer:innen. Die HPG beschreiben ihn als bescheidenen und aufrichtigen Militanten mit „sozialistischem Herz, rebellischen Gefühlen und hohen Zielen“. Bei dem Gefecht am 17. Juni habe er mit hoher Opferbereitschaft stundenlang bis zum letzten Moment seines Lebens gekämpft und dem Feind einen schweren Schlag versetzt, so die HPG.

Kendal Ronî

 

Kendal Ronîs Familie stammte aus Sêwreg (Siverek), er selbst kam jedoch in Mersin zur Welt. Er lernte die PKK und auch seine eigene kurdische Identität an der Universität in Ankara kennen und engagierte sich eine Zeitlang in der Jugendbewegung, bis er sich 2013 in Amed der Guerilla anschloss. Nach anderthalb Jahren der Praxis ging er zur Weiterbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo er Teil der Hêzên Taybet wurde.

 

Im Zuge seiner ideologischen Ausbildung setzte er sich intensiv mit den Vorstellungen Abdullah Öcalans auseinander und verankerte die Grundprinzipien der PKK in seiner Persönlichkeit. Er arbeitete und kämpfte mit großer Sorgfalt, Disziplin und Sensibilität und übernahm kritische Aufgaben.

Auf eigenen Wunsch kehrte er schließlich zurück nach Amed und kämpfte mit unbändiger Energie und großem Mut und Ehrgeiz weiter, bis er sich am 17. Juli der Karawane der Gefallenen anschloss, so die HPG.

Mahir Tendurek

 

Mahir Tendurek ist in der Provinz Wan geboren und in einem patriotischen Umfeld aufgewachsen. Da sich Menschen aus seinem engen Umfeld der Guerilla anschlossen, war ihm der kurdische Befreiungskampf schon früh bekannt. Seine Schwester Delîla ging 2008 in die Berge, eine andere Schwester 2013. Er selbst war damals noch zu jung für den bewaffneten Kampf. 2015 stellte einen Wendepunkt in seinem Leben dar. Seine Schwester Delîla kam im Kampf ums Leben, die türkische Armee beging Massaker an der Bevölkerung in Nordkurdistan und gegen den IS fand ein erbitterter Widerstand in Rojava und Şengal statt. Mahir schloss sich daraufhin der Guerilla an.

 

Auf dem Weg in die Berge wurde Mahir vor allem von seinem Wunsch nach Rache geleitet. Bei der Guerilla wurde ihm klar, dass die Voraussetzung für Vergeltung ideologische und militärische Kenntnisse sind. Er wurde Teil der Hêzên Taybet und bildete sich unermüdlich weiter, um seiner Verantwortung im Kampf gerecht zu werden.

 

Die HPG beschreiben Mahir Tendurek als intelligenten und aufrichtigen Menschen, der sich schnell weiterentwickelte und bald die Aufgabe eines Kommandanten übernahm. In den Medya-Verteidigungsgebieten beteiligte er sich am Aufbau von Verteidigungsanlagen und nahm eine führende Position ein. Dann ging er zurück nach Nordkurdistan und kämpfte ein Jahr in Botan und danach in Amed.

Die HPG sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus und erklären, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht.