Abdullah Öcalan hat in den 1970 eine Befreiungsbewegung gegründet, die nicht nur für das kurdische Volk kämpft, sondern für alle unterdrückten Menschen. Mit seiner strikten Isolierung auf der Gefängnisinsel Imrali will der türkische Staat den Willen des kurdischen Volkes brechen. Seine Isolation wurde 2019 durch den von Leyla Güven im Gefängnis initiierten Hungerstreik kurzzeitig durchbrochen. Die Rechtsanwält:innen Rezan Sarica und Newroz Uysal konnten ihren Mandanten am 2. März, 22. März, 12. Juni, 18. Juni und 7. Juli 2019 auf Imrali besuchen. Danach wurden alle Besuchsanträge erneut abgelehnt. Am 26. März 2021 konnte Öcalan kurz mit seinem Bruder Mehmet Öcalan telefonieren. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Abdullah Öcalan und seinen drei Mitgefangenen auf Imrali.
Zu der Isolation von Abdullah Öcalan und dem gegen die kurdische Bewegung geführten Vernichtungsfeldzug des türkischen Staates haben sich Neşat Kara und Sultan Yildiztan in Mexmûr gegenüber ANF geäußert. Kara ist Ko-Vorsitzender des Volksrates in dem selbstverwalteten Camp in Südkurdistan, Yildiztan ist Ko-Sprecherin der Gefallenenfamilien. Im Camp Mexmûr leben ungefähr 12.000 Menschen, die meisten stammen aus Nordkurdistan und sind im Zuge der Dorfverbrennungen in den 1990er Jahren geflüchtet.
„Das Modell einer Demokratischen Nation vereitelt das Ziel der Besatzer“
Neşat Kara erklärt, dass der türkische Staat Abdullah Öcalan ausschalten will, um seine Politik der Verleugnung und Vernichtung durchzusetzen: „Die weltweiten Kriege werden im Allgemeinen auf nationaler Ebene bewertet. Rêber Apo [Abdullah Öcalan] ein alternatives, leistungsfähiges und lösungsorientiertes Modell. Die herrschenden Mächte wollen alle Alternativen, die sich ihnen widersetzen, verhindern, um ihre Besatzungspolitik durchzusetzen. Rêber Apo hat einmal gesagt: ,Sie sehen die freiheitsliebenden Kurdinnen und Kurden als Hindernis und greifen sie an, um ihre Politik und ihre Projekte für den Nahen Osten und Kurdistan zu verwirklichen.' Der Feind verschärft die Isolation, um seine schmutzige Politik durchzusetzen. Die einzige Möglichkeit, die Isolation zu durchbrechen, besteht darin, das Paradigma der Demokratischen Nation von Rêber Apo besser umzusetzen. Für die physische Freiheit von Rêber Apo wurden Hungerstreiks, Unterschriftensammlungen, Demonstrationen und verschiedene Veranstaltungen organisiert. Als kurdisches Volk und insbesondere als Bewohnerinnen und Bewohner von Camp Mexmûr sollten wir in der Lage sein, diese Aktionen noch besser durchzuführen. Die Errichtung eines Systems, das auf dem Modell einer Demokratischen Nation basiert, vereitelt das Ziel der Besatzer.“
„Der Feind wird uns niemals zum Schweigen bringen“
Die staatliche Unterdrückungspolitik in der Türkei trifft in besonderem Maße die politischen Gefangenen, es kommt zu vielen Todesfällen. Sultan Yildiztan erklärt dazu: „Mit der strikten Isolation von Rêber Apo sollen wir zum Schweigen gebracht werden, aber das wird niemals gelingen. Wir werden nicht kapitulieren und wir werden den Erdoğan-Faschismus besiegen. In den Gefängnissen sind Dutzende Menschen gestorben. Es heißt, die Gefangenen hätten Selbstmord begangen, aber das stimmt nicht. Wir wissen sehr wohl, was für einen brutalen Feind wir haben und wie er Gefangene behandelt. Das kurdische Volk muss sich gegen diese Brutalität erheben. Mit der Isolation von Rêber Apo soll das gesamte kurdische Volk isoliert werden. Wir müssen die Gefangenen schützen."
Die Guerilla schreibt Geschichte in den Bergen Kurdistans
Sultan Yildiztan erinnert daran, dass der türkische Staat seit Mitte April in Zusammenarbeit mit der PDK die Medya-Verteidigungsgebiete angreift: „Jedes Mal, wenn der Feind einen Angriff auf die Guerilla startet, sagt er, dass die PKK in ein paar Tagen erledigt sein wird. Doch die Guerilla leistet vor den Augen der ganzen Welt großen Widerstand. Der Feind erhebt nicht einmal Anspruch auf die Leichen seiner Soldaten. Der Widerstand in den Bergen Kurdistans lähmt ihn. Der türkische Staat setzt alle möglichen Techniken gegen den Guerillawiderstand ein, sitzt jedoch selbst in den Bergen fest. Man sagt doch: ,Siwar hatin peya çûn' [Sie kamen zu Pferd, sie gingen zu Fuß]. Das gilt nun in Zap, Metîna und Avaşîn. Der Feind kann nicht einen Schritt vorwärts gehen. Die Guerilla schreibt mit ihrem Widerstand Geschichte und hat einmal mehr gezeigt, dass der wahre Terrorist der türkische Staat ist. Wenn der Feind heute Rojava, Mexmûr und Şengal angreift, zeigt das, dass er gegen die Guerilla verloren hat."