Lîlav Jînda (Lîloz Ozkan) ist am 19. September 2022 im Kampf gegen die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Ihr Lebensweg führte sie von ihrem Geburtsort Qamişlo in Rojava bis in die südkurdische Region Metîna, wo sie kämpfte und fiel.
Lîlav Jînda stammte aus eine patriotischen Familie, die schon mit der Ankunft von Abdullah Öcalan und der PKK in Syrien und Rojava die Freiheitsbewegung kennengelernt hatte und diese mit allen Mitteln unterstützte. Das Massaker und der Aufstand von Qamişlo 2004 prägten Lîlav Jînda tief. Sie begann die Tatsache in Frage zu stellen, dass kurdische Kinder keinen Unterricht in ihrer Muttersprache erhalten konnten. Lîlav Jînda entwickelte daher eine immer größere Wut auf die die Kolonialmächte, die Kurdistan besetzt halten. Als zwei ihrer Verwanden im Kampf für die Revolution von Rojava fielen, entschied sich Jînda zum Beitritt zur PKK. Am 22. März 2017 trat sie der Guerilla bei.
„Sie war sehr engagiert, mutig und furchtlos“
Lîlav Jînda kämpfte gegen die türkische Invasion in der südkurdischen Region Heftanîn und ging dann nach Metîna. Sie nahm an der revolutionären Offensive „Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş“ teil und fiel am 19. September 2022. Ihre Eltern Ehmed Ozkan und Cihan Ibrahim erzählen über ihre Tochter: „Sie war vom Tag ihrer Geburt an ein sehr aktives Kind. Wenn sie gewickelt wurde, konnte sie nicht stillhalten, wir dachten, sie würde aufstehen und sich hinsetzen. Sie hatte für uns als unser erstes Kind eine ganz besondere Bedeutung. Wir haben sie nie von unserer Seite gelassen. Ihr Enthusiasmus und ihre Begeisterung hielten auch in ihrer Jugend an. Sie war ein bewusster Mensch. Ihr Engagement und ihre Liebe zum Leben unterschieden sie von unseren anderen beiden Kindern. Sie war mit ihrer Familie eng verbunden. Sie verfolgte verschiedene Ziele, hatte Widersprüche und stellte Fragen. Sie war sehr engagiert, mutig und furchtlos. Sie lernte schon früh lesen und schreiben und schrieb sehr gern.“
Der Vater berichtet, sie habe es geliebt, Gedichte auf Arabisch und Kurdisch zu schreiben. Er erzählt: „Sie schrieb viele Gedichte über die Unterdrückung der Menschen durch das syrische Regime und drückte darin ihre Widersprüche aus. Auch während der Rojava-Revolution beschrieb sie die Revolution mit ihren Gedichten.“
„Wir werden ihren Weg weitergehen“
Gleichzeitig setzte Lîlav Jînda sich für die kurdische Einheit ein: „Lîlav fragte ständig, warum die Kurden nicht vereint sind, warum wir nicht als Brüder und Schwestern leben können. Sie hat immer wieder gesagt, dass die Kurden zusammenhalten sollten. Lîlav hatte sich ein Ziel gesetzt, und sie verfolgte dieses Ziel. Wir wussten, dass die Nachricht von ihrem Tod als Gefallener eines Tages eintreffen würde. Unsere Tochter hat ihr Leben für den Kampf um die Freiheit gegeben. Wir sind stolz und werden den Weg unserer Gefallenen weitergehen.“
„Große Fragen bereits im jungen Alter“
Lîlav Jîndas Mutter Cihan Ibrahim sagt: „Da ich Lehrerin bin, nahm ich sie mit in die Schule und sie lernte schon früh lesen und schreiben. Sie lernte alles schneller als Gleichaltrige und wurde schon in sehr jungen Jahren eingeschult. Sie war eine fleißige Schülerin. Sie war immer die Beste. Sie stellte große Fragen für ihr Alter und überraschte damit selbst ihre Lehrer. Sie war bescheiden und bewusst. Das zeigte sich in ihren Lebensentscheidungen. Egal, um welches Thema es sich handelte, sie wollte es nicht akzeptieren, ohne es zu verstehen. Sie war ein Mensch, der gerne diskutierte und verstand. Es war Lîlav, die ihren Geschwister den Weg gezeigt hat.“