Licê: Soldaten verhindern Friedhofsbesuch

Türkische Polizisten und Soldaten haben Angehörige in der nordkurdischen Provinz Amed daran gehindert, einen Friedhofsbesuch durchzuführen, und Pressevertreterinnen angegriffen.

Anlässlich des 25. November, des internationalen Kampftags gegen Gewalt an Frauen, hat der Solidaritätsverein mit den Familien von Gefallenen (MEBYA-DER) zu einem gemeinsamen Besuch auf dem Gefallenenfriedhof beim Dorf Sîsê (tr. Yolçatı) im Kreis Licê eingeladen. Die Besucher:innen, unter ihnen auch die HDP-Abgeordnete Remziye Tosun, wurden von Soldaten und Polizisten auf dem Weg gestoppt. Polizei und Armee belagerten alle Dörfer auf der Route.

Angriff auf Journalist:innen

Soldaten errichteten am Eingang der Straße zum Friedhof eine Absperrung und hinderten die Delegation daran, den Friedhof zu betreten. Die Journalistin Derya Ren, eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur JinNews, wurde von den Soldaten am Tragegurt ihres Fotoapparats, der über ihrem Rücken hing, gezogen und geschlagen. Ein Soldat sagte ihr: „Ich weiß, wem du diese Aufnahmen schicken wirst“. Die Kamera wurde beschlagnahmt. Anschließend griffen die Soldaten auch eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Mezopotamya an. Eylem Akdağ wurde eine Waffe in den Rücken gestoßen, ihre Kamera wurde ebenfalls eingezogen. Als Akdağ und Ren sich nicht einschüchtern ließen und mit ihren Handys weiter Aufnahmen machten, wurde ihnen mit Festnahme gedroht. Die Abgeordnete Remziye Tosun intervenierte und die Soldaten mussten das beschlagnahmte Material wieder zurückgeben.

Beleidigungen gegenüber Müttern von Gefallenen

Die Mutter eines Gefallenen protestierte gegen die Übergriffe mit den Worten: „Wir sind Mütter, unser Herz brennt.“ Daraufhin erwiderte ein Polizist: „Meine Mutter ist nicht wie du, sie bringt Söhne zur Welt, die dem Vaterland dienen.“

Aufgrund der Blockade führten die Teilnehmerinnen der Delegation eine Kundgebung im Dorf Fis durch. Raziye Işıktaş protestierte gegen die Verhinderung des Friedhofsbesuchs und erklärte: „Wir wollten zum Friedhof gehen und für die Toten beten. Aber sie haben uns aufgehalten. Das ist Unrecht, es ist eine Beleidigung. Was ist das für eine Gerechtigkeit? Allah soll unser Recht verfolgen. Wir wollten die Toten, die unter den Grabsteinen liegen, besuchen, aber auch das wurde verhindert. Wir akzeptieren diese Situation nicht. Warum gehen sie so gegen uns vor?“