Besuch auf einem brennenden Friedhof

Der Friedhof Sîsê in Amed ist mehrfach zerstört worden. Jetzt hat auch noch ein Waldbrand auf die Grabstätten übergegriffen. Die Flammen wurden von einer Gruppe Menschen gelöscht, die den Friedhof im Vorfeld des Opferfestes besuchte.

Für mehr als 1,8 Milliarden Muslime beginnt am Donnerstagabend das Opferfest. Die Feiertage enden am Montagabend und sind das höchste islamische Fest. Im Vorfeld ist es in Kurdistan Tradition, die Friedhöfe zu besuchen. In Licê der nordkurdischen Provinz Amed (türk. Diyarbakir) mussten die Besucherinnen und Besucher feststellen, dass der in den vergangenen fünf Jahren mehrfach von Soldaten zerstörte Friedhof Sîsê (Yolçatı) Opfer des seit drei Tagen in der Region lodernen Waldbrandes geworden ist. Die Besuchergruppe, darunter auch HDP-Politiker*innen, löschte die letzten Brandherde.

Eine der Frauen zeigte auf die zerstörten Grabsteine und erklärte: „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen sollen. Was wollen diese Leute von den Friedhöfen? Tut es ihnen nicht im Herzen weh? Sie haben keinen Stein über dem anderen gelassen.“

Der HDP-Politiker Zeyat Ceylan erklärte auf dem Friedhof, dass die Zerstörung der Gräber ein weiteres Mal die kurdenfeindliche Einstellung des türkischen Staates zeige: „Es gibt keine Gewinner bei diesem seit einem Jahrhundert andauernden Krieg. Mit diesen Angriffen ist nichts zu gewinnen. Trotz allem setzen wir weiterhin auf Frieden. Unsere Aufgabe ist es, die Träume der Menschen zu verwirklichen, die hier begraben liegen. Niemand kann das kurdische Volk von seinem Kampf für Frieden und Freiheit abbringen.“