Letztes Geleit für YBŞ-Gefallene in Şengal
Die YBŞ-Gefallenen Azad Êzdîn und Enver Tolhildan sind in Şengal verabschiedet worden.
Die YBŞ-Gefallenen Azad Êzdîn und Enver Tolhildan sind in Şengal verabschiedet worden.
Unter großer Anteilnahme ist Azad Êzdîn und Enver Tolhildan auf dem Gefallenenfriedhof „Şehîd Berxwedan û Dilgeş“ in Şengal die letzte Ehre erwiesen worden. Die beiden Mitglieder der Widerstandseinheiten YBŞ waren am gestrigen Freitag bei einem gezielten Luftangriff des türkischen Staates im ezidischen Kerngebiet ums Leben gekommen.
Azad Êzdîn (Sileman Şemo Yusuf) war einer der Kommandanten der unter dem Eindruck des IS-Genozids von 2014 gegründeten Verteidigungskraft des ezidischen Volkes. Er wurde 1993 im Dorf Siba Şêx Xidir geboren und gehörte zu den Überlebenden des jüngsten Völkermords an seiner Gemeinschaft. Bei den YBŞ war er seit dem ersten Tag ihres Bestehens. Enver Tolhildan (Nacî Hecî Sebro) kam 1996 in Xanesor zur Welt und gehörte seit einigen Jahren den Widerstandseinheiten an.
Im Vorfeld der Beerdigung der beiden Kämpfer war es zu Anspannungen zwischen der Bevölkerung und dem irakischen Militär gekommen. Die Leichen der beiden Gefallenen wurden am Samstagmorgen aus dem Krankenhaus in Xanesor geholt. Die irakische Armee war mit einem Großaufgebot vor Ort, was zu wütenden Protesten führte. Nach verbalen Auseinandersetzungen machte sich eine Autokolonne mit den Särgen auf den Weg zum Friedhof.
Die Beerdigungszeremonie wurde mit einer Gedenkminute eingeleitet. Daran anschließend hielten Kämpferinnen und Kämpfer der YBŞ und den autonomen Fraueneinheiten YJŞ eine Militärzeremonie, um den Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen. In Redebeiträgen wurde Azad Êzdîn und Enver Tolhildan für ihre Verdienste bei der Verteidigung des ezidischen Volkes gedankt.
„Der tödliche Angriff auf unsere Weggefährten hat zum Ziel, unseren Willen zu brechen und die mühsam erkämpften Errungenschaften der ezidischen Gemeinschaft zu vernichten”, sagte Zekî Şengalî im Namen der YBŞ. „Wir aber sind entschlossen, an unserem Widerstand für Selbstbestimmung festzuhalten und uns auch weiterhin selbst zu verteidigen.“
Xidir Salih von der Autonomieleitung Şengals bezeichnete den tödlichen Drohnenschlag auf Azad Êzdîn und Enver Tolhildan als „Fortsetzung des IS-Genozids”. Was der Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) seinerzeit nicht gelang, wolle die Regierung in Ankara auf diese Weise fortsetzen. „Recep Tayyip Erdoğan ist der geistige Vater des IS und leistet ihm seine Dienste. Wir fordern den Irak auf, das Schweigen angesichts der Verbrechen an unserem Volk endlich zu beenden.”
Das letzte Wort ergriff Zozan Şengalî von der ezidischen Frauenbewegung TAJÊ. Sie appellierte an alle Ezidinnen und Eziden, die unter großen Mühen aufgebaute Selbstverwaltung Şengals zu verteidigen. „Unser Volk hat niemanden außer sich selbst. Kein einziger Staat ist gewillt, uns in irgendeiner Form zu unterstützen. Diese Hilfe benötigen wir ohnehin nicht. Wir sind in der Lage, uns selbst zu verwalten und zu verteidigen.“
Nach weiteren Reden wurden Azad Êzdîn und Enver Tolhildan unter der Parole „Şehîd namirin“ (Gefallene sind unsterblich) beigesetzt.