In Muskî (Bahçesaray) in der Provinz Wan sind am späten Dienstagnachmittag ein fahrender Kleinbus und eine Baumaschine von einer Lawine mitgerissen worden. Während der Bergungsarbeiten löste sich am Mittwochmittag eine zweite Lawine, die einen Teil der Rettungsmannschaft traf. Die Anzahl der geborgenen Toten ist mittlerweile auf 41 gestiegen, 75 Menschen wurden verletzt.
Im Zusammenhang mit den Rettungsarbeiten wird Kritik laut. Die HDP hat bereits am Mittwoch die unzureichenden Schutzmaßnahmen bei Naturkatastrophen angeprangert. „Die stattfindenden Katastrophen mögen natürlich sein, aber sie werden dadurch vergrößert, dass bei den Rettungsarbeiten nicht die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden“, erklärten die beiden Parteivorsitzenden Pervin Buldan und Sezai Temelli.
Der HaberTürk-Reporter Bülent Aydemir machte die ehemalige AKP-Abgeordnete Gülşen Orhan für die Lawinenkatastrophe verantwortlich. Orhan, die heute Chefberaterin von Präsident Erdoğan ist, habe im Vorfeld des Lawinenunglücks Warnungen missachtet und die Straße mit Maschinen räumen lassen. Die Räumfahrzeuge hätten die Lawine ausgelöst.
Eines der Todesopfer bei dem Lawinenabgang ist Murat Kapağan. Der 27-Jährige hat für die Stadtverwaltung in Wan gearbeitet und wurde 2016 nach der Einsetzung eines Zwangsverwalters entlassen. Sein Vater und sein großer Bruder sind politische Gefangene. Kapağan arbeitete nach seiner Entlassung im Sommer als Servicekraft in Hochzeitssalons und suchte im Winter in den westlichen Provinzen der Türkei nach Beschäftigungsmöglichkeiten, um die Familie zu ernähren. Zuletzt hatte er Arbeit in Edirne gefunden und war auf dem Weg zu einem Familienbesuch in Muskî.