Kurdischer Lokalpolitiker in Şirnex erschossen

In Şirnex ist ein kurdischer Lokalpolitiker getötet worden. Ahmet Gün, Vorstandsmitglied der DEM-Partei in der Gemeinde Sêgirkê, sei von Unbekannten erschossen worden, teilte seine Partei mit. Zuvor soll er bedroht worden sein.

In Şirnex (tr. Şırnak) ist ein kurdischer Lokalpolitiker am Montag getötet worden. Ahmet Gün, Vorstandsmitglied der „Partei der Völker für Gleichberechtigung und Demokratie“ (DEM, ehemals HEDEP) in der Gemeinde Sêgirkê, sei von Unbekannten erschossen worden, teilte seine Partei mit. Ein Sohn von Gün wurde bei dem Angriff verletzt. Er wird zur Stunde in einem Krankenhaus operiert. Die türkische Polizei hat Ermittlungen eingeleitet.

Die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) berichtete unter Berufung auf das Umfeld von Gün, dass der Lokalpolitiker gemeinsam mit seinem Sohn und einem Neffen in das Dorf Taloka rausgefahren sei, um Brennholz für den Winter zu sammeln. Dort seien die drei Männer plötzlich von mehreren bewaffneten Personen umringt worden. Diese hätten ohne ersichtlichen Grund das Feuer eröffnet. Gün starb auf der Stelle, sein Sohn wurde von angerückten Militärs in das staatliche Krankenhaus von Şırnak gebracht. Der Neffe des Lokalpolitikers blieb offenbar unverletzt.

DEM: Ahmet Gün wurde bedroht

Die DEM-Partei sprach der Familie des Getöteten in einer Mitteilung ihre Solidarität aus, seinem Sohn wünschte sie baldige Genesung. Zudem erklärte der Parteivorstand, dass Gün „von systemnahen Kräften“, die versuchten, alte Strukturen zu bewahren und damit ihre Stellung zu schützen, bedroht wurde. „Die Täter müssen umgehend gefasst und die Konsequenzen für ihr Handeln zu spüren bekommen, damit diese dunkle Politik in Şirnex ein Ende findet“, so die DEM-Partei.

Menschenansammlung vor dem staatlichen Krankenhaus in Şirnex. Die Täter wurden bisher nicht ermittelt.

Täter aus den Strukturen der Dorfschützer?

Mit den systemnahen Kräften dürften die sogenannten Dorfschützer gemeint sein. Auch bekannt unter ihrem neueren Namen „Sicherheitswachen“, handelt es sich bei Dorfschützern um paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten.

Bezahlter Terror im Auftrag des Staates

In der Gemeinde Sêgirkê, die im Kreis Qilaban (Uludere) im Südosten von Şirnex liegt, ist der zum Stamm der Goyan zählende Familienverband der Babats ansässig, der nahezu vollständig als Dorschützerclan im Sold des türkischen Staates steht und bezahlten Terror im Auftrag des Regimes verübt. Seit den 1990er Jahren ist der Verband am schmutzigen Krieg gegen die kurdische Guerilla beteiligt, Mitglieder der Familie ließen als Todesschwadron „Dolch-Team“ (Hançer Timi) zahlreiche Menschen „verschwinden“.