Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat eine Bilanz des Krieges in Kurdistan für Juli veröffentlicht. Demnach sind bei 130 Guerillaaktionen im vergangenen Monat 72 Angehörige der türkischen Besatzungstruppen getötet worden. Die Kämpfer:innen der HPG und YJA Star (Verbände Freier Frauen) zerstörten militärisches Zubehör der Armee, fünf Militärhubschrauber wurden beschädigt. Sieben Kämpfer:innen sind im Widerstand im Norden und Süden Kurdistans gefallen.
„Der Lausanner Vertrag war ein Todesbefehl“
Die HPG weisen in ihrer Bilanz einleitend auf den vor hundert Jahren abgeschlossenen Vertrag von Lausanne hin, mit dem die Vierteilung Kurdistans besiegelt wurde. Das Abkommen habe das kurdische Volk und die Existenz Kurdistans übergangen und sei wie ein Todesbefehl in der Absicht, die Kurdinnen und Kurden innerhalb der Nationalstaatssysteme verschwinden zu lassen. „Dieses Völkermordabkommen, das dem kurdischen Volk von dem internationalen hegemonialen System und den Nationalstaaten in der Region auferlegt wurde, hat in den hundert Jahren seines Bestehens den Weg für unzählige Massaker, Feldzüge und Invasionen geebnet. Im Ergebnis hat das kurdische Volk Hunderttausende Gefallene zu verzeichnen. Alle gerechtfertigten Widersprüche wurden blutig niedergeschlagen, die kurdische Identität und die Forderung nach einem freien Leben wurden ignoriert. Was Völkern weltweit zugestanden wird – ein Leben mit eigener Sprache, Identität und Kultur auf eigenem Boden und das Recht auf Selbstbestimmung – wird dem kurdischen Volk im herrschenden Weltsystem aberkannt“, so die HPG.
Im Kampf die eigene Existenz bewiesen
Dennoch sei es dem kurdischen Volk gelungen, seine Existenz durch Widerstand zu bewahren. Durch den in den letzten fünfzig Jahren von der PKK angeführten Freiheitskampf sei der Todesbefehl des Lausanner Vertrags zunichte gemacht worden, das kurdische Volk habe das über ihm ausgebreitete Leichentuch zerrissen und weggeworfen, erklären die HPG weiter. Der türkische Staat habe den Völkermord jedoch vollenden wollen und zum Jahrestag des Abkommens am 24. Juli 2015 mit der Umsetzung des ein Jahr zuvor gefassten Vernichtungsplans gegen die Freiheitsbewegung begonnen. „Das kurdische Volk und seine Freiheitsbewegung haben in den letzten acht Jahren einen legendären Widerstand geleistet und vorbehaltlos gekämpft. Sie haben einen hohen Preis gezahlt und durch die Verteidigung ihrer Existenz bewiesen, dass es eine Wahrheit gibt, nicht länger ignoriert und auch nicht ausgelöscht werden kann“, stellen die HPG in der Einleitung ihrer Juli-Bilanz fest.
Besatzungsangriffe werden ununterbrochen fortgesetzt
Die Vernichtungsangriffe des türkischen Staates sind laut der HPG-Bilanz ununterbrochen fortgesetzt worden: In den nordkurdischen Regionen Botan, Dersim und Garzan sowie in den Medya-Verteidigungsgebieten wurden im Juli 17 neue Militäroperationen eingeleitet. Es kam zu 283 Luftangriffen mit Kampfjets, 168 Hubschrauberattacken und Hunderten Artillerieangriffen. In neun Fällen seien verbotene Sprengmittel gegen Guerillastellungen eingesetzt worden, in Sîda und Girê FM im Zap habe die türkische Armee sechs taktische Nuklearbomben gezündet.
Sieben gefallene Guerillakämpfer:innen
Nach HPG-Angaben sind im Juli sieben Guerillakämpfer:innen gefallen: Mîrza Bargiran (Mîrza Sezek), Bengîn Barman (Kahraman Karataş) und Rêdûr Sîser (Güven Özcan) in Nordkurdistan sowie Viyan Mêrdîn (Leyla Elçioğlu), Zinar Serêçiya (Zinar Mihemed Ebdilxanî), Bawer Arîn (Mesut Demirkıran) und Berxwedan Farqîn (Serdar Meçin) in den Medya-Verteidigungsgebieten. „Unsere Weggefährt:innen haben von Garzan bis Metîna und von Botan bis zum Zap mit großer Entschlossenheit, einer opferbereiten Haltung und unerschütterlicher Überzeugung gekämpft. Sie haben unseren Freiheitskampf angeführt und sich der Karawane der Gefallenen angeschlossen. Ihre kompromisslose Haltung bis zum letzten Atemzug wird uns immer ein Vorbild sein und ist für uns ein weiterer Grund, ihre Ziele zu erkämpfen und zu siegen.“