Kriegsähnliche Zustände in Mahabad

In Ostkurdistan herrschen teils kriegsähnliche Zustände. Das iranische Regime will den Volksaufstand niederschlagen und geht noch brutaler gegen die Revolutionsbewegung vor. In Mahabad werden Massaker befürchtet.

In den Städten Ostkurdistans (Nordwestiran) herrschen teils kriegsähnliche Zustände. Das iranische Regime will den Volksaufstand niederschlagen und geht noch brutaler gegen die Revolutionsbewegung vor. Menschenrechtsorganisationen befürchten ein Massaker an der Bevölkerung und rufen die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.

Vor allem in der Stadt Mahabad kommt es zu massiver Staatsgewalt. Dort ist iranisches Militär samt der Revolutionsgarde am Samstagabend mit Panzern einmarschiert, die ganze Nacht über wurde wahllos auf Demonstrierende und Häuser geschossen. Tausendfach in sozialen Netzwerken geteilte Videos zeigten die Militärkonvois, die durch die Straßen fuhren.

Die kurdische Menschenrechtsgruppe Hengaw berichtete von Hubschraubern, die über dem Himmel der Stadt kreisten und Truppen der Revolutionsgarde nach Mahabad verlegten. „Alle Wohngebiete von Mahabad waren erfüllt von einem Gefühl des Krieges, es wurde ununterbrochen geschossen, Helikopter überflogen die Stadt und Menschen wurden durch Gassen gejagt“, so Hengaw.

Auf Aufnahmen sind Schüsse aus Maschinengewehren und Schreie zu hören. Die Situation sei eskaliert – zahlreiche Einwohner wurden verletzt, außerdem gab es offenbar wieder Tote. Die Zahl der Opfer ist noch unklar. Auch der Strom in Mahabad wurde kurzfristig abgeschaltet.

Hengaw warnte am Samstag auch vor einer „kritischen Lage“ in der Stadt Dîwandere (Divandarreh). Dort haben Regimetruppen am Samstag mindestens drei Menschen erschossen, in Sine wurde ein 70-Jähriger getötet. Am Sonntag äußerte sich die Organisation auch besorgt über die Lage in anderen Städten Ostkurdistans, darunter Bokan und Seqiz. Dort hatten die Proteste zuletzt zugenommen. In Bokan haben Kräfte des iranischen Regimes den Leichnam eines getöteten Demonstranten aus dem Krankenhaus entführt und seine Familie angegriffen. Laut Hengaw drangen Mitglieder der Revolutionsgarde am Freitagabend in das Krankenhaus „Shahid Gholi Pur“ ein, beschlagnahmten den Leichnam von Shahrjar Mohammadi und begruben ihn heimlich. „Sie haben zudem auf seine Angehörigen geschossen und mindestens fünf Menschen verletzt“, erklärte die Organisation. In einigen Vierteln von Bokan stürmten Regimetruppen vergangene Nacht zudem mehrere Häuser, schlugen auf Bewohner:innen ein, verwüsteten Einrichtung, stahlen Bargeld, Gold und Mobiltelefone und führten Festnahmen durch.

Hubschrauber über Mahabad | Foto: Kurdistan Human Rights Network

Der Widerstand gegen das Regime geht in Ostkurdistan trotz massiver Gewalt weiter. In zahlreichen Städten haben die Basare und Geschäfte geschlossen. Aus Mahabad wurde massiver Protest vor einer örtlichen Polizeistation gemeldet. Sicherheitskräfte eröffneten demnach das Feuer. In Merîwan und Bane soll es zu einer Reihe von Explosionen gekommen sein, die Angaben ließen sich bisher noch nicht bestätigen.