Iran: Demonstrierende fackeln Chomeini-Geburtshaus ab

In Iran haben Demonstrierende das mutmaßliche Geburtshaus des verstorbenen „Obersten Führers“ Ayatollah Chomeini in Brand gesetzt.

Die Proteste in Iran gehen trotz des harten Vorgehens des Regimes unvermindert weiter. Nun haben Demonstrierende offenbar das Geburtshaus des islamistischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini angegriffen. In Online-Netzwerken sind Videos geteilt worden, die jubelnde Demonstrierende vor einem in Flammen stehenden Gebäude in der zentraliranischen Stadt Chomein zeigen. Das ehemalige Anwesen des 1989 verstorbenen „Obersten Führers“ wurde inzwischen in ein Museum umgewandelt. Die in den sozialen Medien verbreiteten Bilder zeigen, dass Teile des Anwesens in Flammen stehen und Demonstrierende Brandbomben werfen.

Der ehemalige Staatspräsident des Irans führte 1979 die Revolution gegen das Schah-Regime an und stürzte den damaligen Machthaber Mohammad Reza Pahlavi. Chomeini hatte lange Jahre im Exil in Paris verbracht und regierte Iran zehn Jahre lang bis zu seinem Tod 1989. Er formte das Land zu einer Islamischen Republik um und führte die Scharia als Rechtsgrundlage ein. Noch heute hängt sein Porträt in öffentlichen Gebäuden.

Derweil melden Menschenrechtsgruppen, dass bei landesweiten Protesten in Iran weitere Demonstrierende von Regimekräften getötet wurden. Die Menschenrechtsorganisation Hengaw konnte die Identität von zwanzig Menschen bestätigen, die allein in Ostkurdistan im Zuge des dreitägigen Generalstreiks zwischen Dienstag und Donnerstag erschossen worden sind. Auch in der Stadt Izeh eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf Protestierende. Mindestens zehn Menschen sollen bei dem Angriff vom Mittwoch getötet worden sein, darunter auch ein neunjähriges Kind, das mit seinem Vater in einem Auto saß.

Das Regime behauptete, „eine terroristische Gruppe“ habe eine Kundgebung vor dem zentralen Markt genutzt, um das Feuer auf Demonstrierende und Ordnungskräfte zu eröffnen. Die Familie des Jungen sowie Augenzeugen aus der Stadt dementierten die Informationen der Staatsmedien jedoch und beschuldigten zivil gekleidete Basidsch-Milizen auf Motorrädern, mit automatischen Waffen gezielt auf Menschen geschossen zu haben. Die Stadt in der Südwestprovinz Chuzestan war demnach fast einen Tag lang ohne Internet.

Hunderte Tote seit Beginn des Volksaufstands

Der seit Mitte September andauernde Volksaufstand in Iran hat sich am Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini entzündet und sich zur größten Machtprobe des herrschenden Klerus seit der Machtübernahme der Mullahs entwickelt. Die 22-Jährige aus Seqiz (Saqqez) war am 13. September während eines Familienbesuchs in Teheran von der iranischen Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie gegen die Kleiderordnung verstoßen haben soll. Auf dem Revier wurde sie misshandelt und fiel noch vor Ort ins Koma. Drei Tage später wurde sie für tot erklärt. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen wurden im Zuge der Revolten bisher mindestens 360 Menschen getötet, darunter mehr als 50 Minderjährige sowie einige Sicherheitskräfte. Rund 16.000 Menschen sind festgenommen worden.