Bei dem Erdbeben in Nordkurdistan am Freitagabend sind nach Angaben des Katastrophenschutzes AFAD 31 Menschen in den Provinzen Xarpêt (Elazığ) und Meletî (Malatya) ums Leben gekommen. Insgesamt wurde in Xarpêt, Meletî, Gurgum (Maraş), Amed (Diyarbakir), Riha (Urfa), Semsûr (Adıyaman) und Êlih (Batman) 1607 Personen verletzt. Die Suche nach Verschütteten geht weiter, wird jedoch durch Nachbeben erschwert. Bisher wurden 599 Nachbeben registriert. Laut AFAD sind 72 Gebäude zerstört worden, 514 Gebäude weisen schwere Schäden auf, 409 leichte oder mittlere Schäden.
Eine Abordnung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hält sich seit gestern in Xarpêt auf, um sich ein eigenes Bild von den Schäden insbesondere in den Dörfern zu machen und den Erdbebenopfern beizustehen. Der kurdische Islamverband CÎK (Civaka Îslamiya Kurdistan) hat über seine Moscheen eine Hilfskampagne gestartet.
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hat vor seiner Abreise nach Algerien am Flughafen Istanbul gereizt auf Kritik am staatlichen Umgang mit der Erdbebengefahr reagiert. Dabei handele es sich um eine provozierende Schmutzkampagne. Kurdistan ist stark erdbebengefährdet. Das Zentrum des Erdbebens vom 24. Januar lag auf der sogenannten ostanatolischen Verwerfung. Hier stoßen Kontinentalplatten aufeinander. In sozialen Medien kursiert ein Video vom vergangenen Oktober, in dem Experten der Technischen Universität Istanbul vor einem Erdbeben in der Region warnten.
In Meletî harren viele Menschen weiter bei Minusgraden auf der Straße aus. Am stärksten betroffen von dem Erdbeben ist der Ortsteil Gündeğer im Kreis Pütürge. Hier wurden 30 von 60 Häusern zerstört, auch zehn Viehställe sind eingestürzt. Die Ortschaft befindet sich in knapp 15 Kilometern Entfernung von Sivrîce, dem Epizentrum des Erdbebens. Wie der Ortsvorsteher Selahattin Yıldırım erklärt, sind bisher weder Zelte noch andere Unterstützung eingetroffen.