In der nordkurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) sitzen mindestens dreizehn junge Menschen seit Freitagmorgen in Präventivgewahrsam. Der Grund: Sie hätten geplant, einer noch nicht gegründeten Jugendorganisation mit dem Kürzel „YNCK“ beizutreten und für diese Anschläge zu verüben. Das will die Polizei durch einen „anonymen Hinweis“ erfahren haben. Die Behörde glaubt zudem zu wissen, dass die „geplanten Anschläge“ für kommenden Sonntag im Altstadtbezirk Sûr vorgesehen waren. An diesem Tag jährt sich die Ausrufung der Republik Türkei zum hundertsten Mal.
Die Festnahmen in Amed fanden zeitgleich in verschiedenen Bezirken der Großstadt statt und wurden koordiniert von der Antiterrorzentrale des Polizeipräsidiums Diyarbakır. Bei den meisten Festgenommenen handelt es sich laut Anwaltsangaben um Schülerinnen und Schüler unter achtzehn Jahren. Die türkischen Sicherheitsbehörden ordneten neben dem sogenannten Unterbindungsgewahrsam auch an, dass die Ermittlungen als Verschlusssache eingestuft werden. Somit hat auch die Rechtsvertretung der Betroffenen keine Einsicht in die Akte. Bei der Maßnahme, die üblich ist in Verfahren mit vermeintlichem Terrorismusbezug, handelt es sich um eine gängige Methode von Polizei und Justiz, die Verteidigung zu torpedieren.
Täglich Operationen und Festnahmen
In der Türkei finden täglich Festnahmeoperationen gegen den kurdischen Teil der Bevölkerung und die demokratische Opposition statt. Wer sich politisch, sozial oder zivilgesellschaftlich zugunsten der Belange von Kurdinnen und Kurden engagiert, weiß beim Einschlafen nie, ob am Morgen die Wohnungstür von der Polizei eingeschlagen wird. In Anwaltskreisen heißt es, dass sich die Zahl der Festnahmen in Amed im Laufe des Tages noch erhöhen kann.