In Südkurdistan sind mindestens zwei Angehörige der irakischen Grenzschutzeinheiten bei einem Angriff unbemannter Kampfdrohnen der türkischen Armee ums Leben gekommen. Weitere Sicherheitskräfte wurden verletzt, die Anzahl und Identität sind allerdings unklar. Unter den Toten befindet sich auch Zubair Hali, Kommandeur der 3. Brigade der Grenzschutzeinheiten der irakischen Armee. Bei dem zweiten Todesopfer soll es sich um Shamdin Hali, einen Verwandten des Brigadekommandeurs handeln.
Der Drohnenangriff ereignete sich am späten Dienstagnachmittag in der Nähe von Kelaşîn bei Sîdekan. Dabei wurde das Fahrzeug der Grenzschützer gezielt ins Visier genommen. Sîdekan liegt etwa 150 Kilometer nördlich von Hewlêr (Erbil) und befindet sich im Kontrollbereich der Regierungspartei PDK. Noch immer kreisen Aufklärungsflieger der Türkei am Himmel über der Region. Die irakische Zentralregierung hat sich noch nicht zu dem Vorfall geäußert.
In der Nacht zum 15. Juni hat die Türkei eine Luftlande- und Bodeninvasion in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak begonnen. Die türkische Regierung beruft sich dabei auf das Selbstverteidigungsrecht und spricht davon, die PKK sowie PKK-nahe Gruppen zu bekämpfen. Die PKK-Präsenz ist ähnlich wie in Nordsyrien jedoch nur ein Vorwand. Die Türkei verfolgt klar das Ziel, ihre Grenze zu erweitern und irakisches Territorium dem eigenen Staatsgebiet einzuverleiben. Seit Beginn der völkerrechtswidrigen Angriffe kommt es täglich zu Luftschlägen, die sich meist gegen zivile Siedlungsgebiete richten. Mehrere Menschen sind bereits getötet und verletzt worden.
Anfang Juli gab die in Heftanîn gegen die türkische Invasion Widerstand leistende Guerillaorganisation HPG (Hêzên Parastina Gel, deut. „Volksverteidigungskräfte”) bekannt, dass Grenzschutzeinheiten der irakischen Streitkräfte nach Zaxo verlegt wurden. Konkret waren die Truppen der Zentralregierung in Bagdad an Positionen zwischen Kela Şabanike bei Batîfa und Kerê bei Derkarê in Stellung gegangen. Die Stadt Zaxo liegt an der Grenze zur Türkei, auf der Route vom Grenzübergang Ibrahim Khalil nach Mosul. „Diese Kräfte halten sich offiziell in der Region auf, um ein weiteres Eindringen der türkischen Besatzerarmee zu verhindern”, teilten die HPG mit. Ob zwischenzeitlich weitere Grenzschutztruppen aus dem Irak nach Südkurdistan verlegt wurden, ist nicht bekannt. Auch ist unklar, weshalb sich die Einheit um Zubair Hali in Bradost aufhielt. Laut verschiedenen Medienberichten soll ein Treffen zwischen den Grenzschützern und der PKK stattgefunden haben. Die kurdische Arbeiterpartei hat sich bislang nicht geäußert.