Irakische Armee verhindert Rückkehr befreiter Eziden

Die irakische Armee hat 17 aus IS-Gefangenschaft befreiten Ezidinnen und Eziden den Grenzübertritt über den humanitären Korridor von Rojava nach Şengal verweigert. Die Gruppe wurde abgewiesen und musste umkehren.

Einer Gruppe von Ezidinnen und Eziden, die von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) in Deir ez-Zor aus der Gefangenschaft des „Islamischen Staat“ (IS) befreit worden sind, ist von irakischen Soldaten der Grenzübertritt über den humanitären Korridor von Rojava nach Şengal verweigert worden. Die 17 Betroffenen mussten an der Grenze umkehren.

Die QSD haben bei ihrer Offensive gegen den IS in Ostsyrien zahlreiche Ezid*innen befreit, die 2014 von der Terrormiliz in Şengal verschleppt worden sind. Um ihre Rückkehr zu ihren Familien kümmert sich das in Rojava ansässige „Mala Ezîdî“, das Haus der Eziden. In den vergangenen Wochen wurden Dutzende von ihnen zurück nach Şengal gebracht. Unter den Befreiten befinden sich Frauen, die in den vergangenen viereinhalb Jahren unzählige Male weiterverkauft wurden. Viele der Kinder haben die kurdische Sprache verlernt und sind hoch traumatisiert.

Gestern wurde eine Gruppe von 17 Personen auf dem humanitären Korridor Richtung Şengal zur Grenze gebracht, dort jedoch von irakischen Militärs abgewiesen. Der Korridor war 2014 nach dem Überfall des IS auf Şengal von Kämpferinnen und Kämpfern der PKK und YPG/YPJ freigekämpft worden, um Tausenden Eziden einen Fluchtweg zu ermöglichen. Der Irak hat den Grenzübertritt Ende vergangenen Jahres geschlossen.

In der Gruppe, die gestern nach Şengal gebracht werden sollte, befand sich eine verletzte Frau, die in einem Krankenwagen transportiert wurde. Nach längerer Debatte erklärten die irakischen Soldaten, ausschließlich die Verletzte dürfe die Grenze zu Fuß überqueren. Dieser Vorschlag wurde von den Eziden abgelehnt, die gesamte Gruppe kehrte nach Rojava zurück.

In Xanesor in der Şengal-Region protestierten die Angehörigen der Betroffenen wütend gegen das Vorgehen. „Wir verurteilen die Haltung der irakischen Regierung und erklären hiermit, dass wir sie nicht hinnehmen. Die IS-Banden haben uns mit Waffen der irakischen Armee ermordet. Şengal ist in einem großen Kampf befreit worden. Den aus der IS-Gefangenschaft befreiten Ezidinnen und Eziden wird jetzt die Rückkehr nach Şengal verweigert. Wenn wir Teil des Iraks sind, darf die irakische Regierung vor uns nicht die Türen schließen. Der Grenzübertritt muss sofort ermöglicht werden“, hieß es in einer Stellungnahme der Angehörigen von gestern.