Der kurdische Aktivist Musa Çiftçi stammt aus Colemêrg (tr. Hakkari) und lebt aufgrund politischer Verfolgung in der Türkei seit etwa sieben Jahren in der Kurdistan-Region Irak (KRI). Im März wurde er in Hewlêr (Erbil) festgenommen und ohne Gerichtsbeschluss 28 Tage in einem Gefängnis der PDK festgehalten. Gegenüber der in Südkurdistan ansässigen Nachrichtenagentur RojNews hat sich der HDP-Politiker zu den Bedingungen im Gefängnis geäußert.
Çiftçi war bereits in der Türkei mehrfach inhaftiert. Auch seine Gefangennahme in Südkurdistan sei ausschließlich aus politischen Gründen erfolgt, im Gefängnis sei er von den Sicherheitskräften der PDK „wie ein Feind“ behandelt worden. „Ich habe in der Türkei einige Jahre im Gefängnis gesessen, aber was ich im PDK-Gefängnis sehen musste, habe ich in türkischer Haft nicht erlebt. Ich möchte die Bevölkerung Südkurdistans darüber aufklären, was in den Gefängnissen der PDK vor sich geht und welche Folterbedingungen dort herrschen. Es gibt keine Stelle zum Essen und Schlafen. Man schläft auf dem Boden und isst dort auch. Es wurde gesagt, dass mehrere Menschen ihr Leben verloren haben. Einige Gefangene sind krank. Die Bedingungen sind menschenunwürdig“, so Musa Çiftçi.
Er selbst habe innerhalb von 28 Tagen acht Kilo abgenommen: „Die schlechten Haftbedingungen haben mich krank gemacht. Weil alles so schmutzig war, haben sich am ganzen Körper wunde Stellen gebildet.“
In dem PDK-Kerker seien alle Gefangenen zusammen untergebracht, berichtet Çiftçi weiter: „Ein Peschmerga, der gegen den IS gekämpft hat, war zusammen mit einem IS-Anhänger in einer Zelle. Es gab einen Mann, dessen Vater im Kampf gegen den IS gefallen ist. Er muss zusammen mit dem Mörder seines Vaters im Gefängnis leben. Wie kann das Volk Kurdistans so etwas hinnehmen? Der gesamte Zustand verstößt gegen die Menschenrechte. Einige Gefangene werden seit 14 Monaten in Behdînan festgehalten, über ihr Schicksal ist nichts bekannt.“
Ein Gefangener aus Iran sei wegen der Einnahme eines verbotenen Medikaments verhaftet worden. Aufgrund seiner Erkrankung sei ihm im Gefängnis jedoch dasselbe Medikament verabreicht worden.
Musa Çiftçi sagt, dass Menschen aus Südkurdistan und Rojava in den von der PDK kontrollierten Gebieten der ständigen Gefahr einer Auslieferung an die Türkei ausgesetzt sind: „Die HDP ist eine legale Partei in der Türkei, aber in Hewlêr wagt niemand zu sagen, dass er Mitglied der Partei ist. Wer das sagt, wird verhaftet. Was die PDK den Kurden und dem Volk Kurdistans antut, macht nicht einmal der türkische Staat. Alle Verhafteten kommen für zwei Wochen in Quarantäne. Niemand darf mit Angehörigen telefonieren. Es hat auch niemand das Recht auf anwaltlichen Beistand. Ich durfte nicht einmal meine Angehörigen von meiner Verhaftung informieren.“