Metin Adogit ist am 7. November 2020 von den durch die südkurdische Regierungspartei PDK kontrollierten Sicherheitskräften in Hewlêr (Erbil) festgenommen worden. Er befand sich auf dem Weg zu seiner Arbeit in Hewlêr. Zwei Monate lang versuchten seine Familie und seine Anwälte, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Erst am 13. Januar wurde Adogits Anwälten der Tod ihres Mandanten mitgeteilt. Die Sicherheitskräfte behaupten, Adogit sei an dem Tag verstorben. Der Autopsiebericht brachte nun den Skandal ans Licht. Demnach wurde Adogit bereits am 10. November einer Autopsie unterzogen. Bis zum 13. Januar hatten die Behörden den Angehörigen immer wieder erklärt, dass sie nicht wüssten, wo er sich aufhalte. Dem Autopsiebericht zufolge soll Adogit einem Herzinfarkt erlegen sein. Die wahren Umstände seines Todes sind bisher unbekannt, denn sein Leichnam befindet sich noch immer bei den Behörden. Adogits Familie versuchte bisher erfolglos, den Leichnam zu erhalten und eine weitere Autopsie durchzusetzen.
Von der Türkei verfolgt nach Mexmûr
Metin Adogit kam 2015 als politischer Flüchtling in das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr im Nordirak. Er stammt aus Wan (türk. Van) in Nordkurdistan und war zwischen 2009 und 2012 Ko-Vorsitzender der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) für den Kreis Ebex (Çaldıran). 2012 wurde Adogit inhaftiert und nach seiner Entlassung Stadtratsmitglied der DBP in Ebex. Aufgrund politischer Verfolgung durch die türkische Justiz musste er fliehen. Inwiefern der türkische Geheimdienst in die Inhaftierung Adogits verwickelt war, ist momentan noch unklar.
Mexmûr im Visier von PDK und AKP
Das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr befindet sich im Visier des türkischen AKP/MHP-Regimes und der mit ihm kollaborierenden PDK. Seit der Tötung des türkischen Geheimdienstchefs für Südkurdistan Osman Köse am 17. Juli 2019 hält die südkurdische Regierungspartei PDK das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr unter einem strikten Embargo. Die Bewohner*innen des Flüchtlingslagers wurden unter Generalverdacht gestellt. So sind Reisen in die von der PDK kontrollierten Gebieten untersagt. Seitdem wurde hunderten Arbeiter*innen und sogar Kranken aus Mexmûr die Reise in südkurdische Städte verboten. Viele Menschen, die dennoch die Region verließen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wurden verhaftet und befinden sich im Gefängnis.