Begrüßungsfeier in Gimgim
Der politische Gefangene Hulki Güneş ist nach 32 Jahren Haft in türkischen Gefängnissen freigelassen worden und in sein Heimatdorf Qerqerût (tr. Sazlıca) in Mûş-Gimgim (Varto) zurückgekehrt. Der sechzigjährige Kurde wurde von einer großen Menschenmenge mit begeistertem Applaus begrüßt. Unter den Feiernden war auch seine 98-jährige Mutter Zekiye Güneş. Der Empfang ähnelte einer kurdischen Hochzeit, es wurde stundenlang getanzt.
Hulki Güneş war in den letzten 32 Jahren in Gefängnissen in Mûş, Amed (Diyarbakir), Tekirdağ und zuletzt in İzmir-Aliağa inhaftiert, wo er am Freitag entlassen wurde. Seine Freilassung war mehrfach aufgrund verhängter Disziplinarstrafen verschoben worden. In der Türkei werden zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe Verurteilte in der Regel nach dreißig Jahren entlassen. Über die Entlassung entscheiden sogenannte Beobachtungsausschüsse der jeweiligen Vollzugsanstalten. Diese Ausschüsse setzen sich aus Angestellten zusammen, die über keine juristische Kompetenz verfügen und trotzdem über freiheitsentziehende Maßnahmen entscheiden können. Bei politischen Gefangenen wird die Freilassung in vielen Fällen von einem Reuebekenntnis abhängig gemacht. Im Fall von Hulki Güneş ging der Kampf um seine Entlassung durch mehrere juristische Instanzen, bis schließlich das Verfassungsgericht einem Antrag seines Verteidigers Sedat Akbal stattgab. Sein Bruder Yakup Güneş ist im letzten Jahr nach dreißig Jahren Gefängnis freigekommen.
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