HPG würdigen Bagok-Gefallene

Die HPG haben Angaben zu den Ende Dezember bei einem Feindkontakt mit der türkischen Armee am Berg Bagok in Mêrdîn gefallenen Guerillakämpfern Demhat Amed (Islam Ölçay) und Argeş Bagok (Özgür Ay) veröffentlicht.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat Informationen über die Ende Dezember in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) gefallenen Guerillakämpfer veröffentlicht. Demhat Amed (Islam Ölçay) und Argeş Bagok (Özgür Ay) sind bereits an ihren Geburtsorten in Amed und Nisêbîn beerdigt worden. Ihre Leichen waren derart entstellt, dass ihre Identität nur über einen DNA-Abgleich mit Angehörigen festgestellt werden konnte. Bei dem dritten gefallenen Kämpfer handelt es sich nach Angaben der türkischen Behörden um einen syrischen Staatsbürger. Die HPG teilen mit, dass seine Identität veröffentlicht wird, sobald sie gesichert feststeht.

Nach HPG-Angaben sind die drei Guerillakämpfer nach einem Feindkontakt mit der türkischen Armee am Berg Bagok am 29. Dezember ums Leben gekommen. „Wir sprechen den wertvollen Familien unserer Weggefährten Demhat und Argeş sowie dem patriotischen Volk Kurdistans unser Beileid aus und geben unser Wort, dass wir unseren Kampf für die Verwirklichung ihrer Träume mit großer Entschlossenheit fortsetzen werden“, erklären die HPG. Zu den Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                               

 

Codename: Demhat Amed
Vor- und Nachname: Islam Ölçay
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Saliha – Şehmus
Todestag und -ort: 29. Dezember 2023 / Mêrdîn

 

Codename: Argeş Bagok
Vor- und Nachname: Özgür Ay
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Yıldız – Adnan
Todestag und -ort: 29. Dezember 2023 / Mêrdîn


Demhat Amed


Demhat Amed ist in Amed geboren und im Altstadtbezirk Sûr aufgewachsen. Seine Familie stand dem kurdischen Widerstand nahe und gab ihre Identität trotz massiver Repression durch den türkischen Staat nicht auf. Demhat lernte die institutionalisierte Feindschaft gegenüber seinem Volk sowohl auf der Straße als auch in der Schule kennen. Er durfte seine Muttersprache nicht sprechen und begriff schnell, dass der türkische Kolonialismus nicht nur aus roher Gewalt besteht, sondern viele Dimensionen hat. Als Heranwachsender wurde er in der revolutionären Jugendbewegung aktiv. Viele seiner Freunde und Freundinnen, darunter auch nahe Verwandte, schlossen sich der Guerilla an. 2014 brach Demhat sein Studium in Dîlok ab und ging in die Berge. Er hielt sich zunächst im Norden Kurdistans auf und kam dann für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Weil er in der Jugendbewegung bereits organisatorische Erfahrungen gesammelt hatte, fiel ihm die Eingewöhnung im Guerillaleben nicht schwer. Die Widerstandskultur von Amed, mit der er aufgewachsen war, bereicherte er mit der apoistischen Philosophie, die ihm in der Ausbildung und im kollektiven Leben in den Bergen vermittelt wurde. Um seine militärischen Fähigkeiten zu verbessern, absolvierte er einen Lehrgang an der „Şehîd Mehmed Goyî“-Operationsschule. Als die islamistische Terrororganisation IS Kurdistan angriff, ging er zur Verteidigung der Revolution von Rojava nach Nordsyrien. Er nahm an diversen Offensiven gegen den IS teil und wurde im Kampf zweimal verwundet. In den folgenden Jahren kämpfte er mutig und opferbereit und erwarb professionelle militärische Kenntnisse. Demhat war einer der Helden, die für die gesamte Menschheit gegen den islamistischen Terror kämpften. Als der IS in Syrien weitgehend zerschlagen war, kehrte er zurück in die Berge und lernte an der Şehîd-Ibrahim-Akademie die Taktiken des modernen Guerillakampfes. Auf eigenen Vorschlag ging er danach in den Norden Kurdistans und kämpfte in der Region Mêrdîn, wo er am 29. Dezember bei einem Feindkontakt ums Leben kam.

Argeş Bagok


Argeş Bagok ist in Mêrdîn-Nisêbîn geboren und in einer patriotischen Familie aufgewachsen. Seine Eltern vermittelten ihm ein Bewusstsein der kurdischen Kultur und Argeş war von klein auf dem Befreiungskampf gegenüber aufgeschlossen. Kurdistan war eine Kolonie und sein Volk wurde entwürdigt und für nicht existent erklärt. Dagegen wehrte Argeş sich. Er beteiligte sich an der Arbeit der Jugendbewegung und fiel bei vielen Aufständen als mutiger junger Aktivist auf. Nach diversen Festnahmen schloss er sich in seiner Heimatregion am Berg Bagok der Guerilla an. Diese Entscheidung machte ihn glücklich und stolz. Er kannte unzählige Geschichten über den legendären Guerillakampf am Bagok, und jetzt war er ein Teil davon. Am Bagok machte er eine erste Ausbildung und sammelte erste Erfahrungen, die seinen weiteren Weg prägten. Noch im selben Jahr machte er eine militärische Zusatzausbildung an einer Operationsschule. Er setzte sich mit der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander, entwickelte sich zu einem professionellen Kämpfer und wurde zu einem Militanten des freien Lebens in der PKK. Bis 2017 blieb er in Mêrdîn. In dieser Zeit erlebte er den Beginn des totalen Vernichtungsfeldzugs gegen die kurdische Freiheitsbewegung, als der türkische Staat 2015 die Verhandlungen über eine politische Lösung der kurdischen Frage abbrach und sein zuvor beschlossenes Angriffskonzept umsetzte. Als apoistischer Militanter wehrte er die Angriffe ab und übte bei jeder Gelegenheit Vergeltung für die Gefallenen des Widerstands für Selbstverwaltung. Dann kam er für eine Weiterbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. An einer Militärakademie setzte er sich mit den neuen Taktiken des Guerillakampfes und der ideologischen Ebene auseinander. Er übernahm verschiedene Aufgaben und zeigte dabei revolutionäres Verantwortungsbewusstsein. Auf seinen eigenen beharrlichen Wunsch kehrte er schließlich zurück nach Mêrdîn und kämpfte bis zuletzt unter sehr schwierigen Bedingungen entschlossen und mutig für ein freies Leben.