Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von zwei Gefallenen veröffentlicht. Rêzan Dersîm und Azad Xazî sind im vergangenen Dezember im Widerstand gegen die türkische Besatzung der Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die aus dem Norden und dem Süden Kurdistans stammenden Guerillakämpfer als Helden ihres Volkes und sprechen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus. Die Erinnerung an die Gefallenen lebe im Kampf der Guerilla weiter, so die HPG.
Zur Identität der beiden Kämpfer machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Rêzan Dersîm
Vor- und Nachname: Serdar Sümbül
Geburtsort: Erzîrom
Namen von Mutter und Vater: Gülsen – Nasır
Todestag und -ort: 10. Dezember 2022 / Metîna |
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Codename: Azad Xazî
Vor- und Nachname: Zîrek Lokman
Geburtsort: Tuzxurmatu
Namen von Mutter und Vater: Bexal – Lokman
Todestag und -ort: 16. Dezember 2022 / Zap |
Rêzan Dersîm
Rêzan Dersîm ist in dem für seine widerständige Bevölkerung bekannten Landkreis Qereyazî in Erzîrom, Nordkurdistan, geboren. Seine Familie bewahrte trotz der herrschenden Unterdrückung durch den türkischen Staat ihre Würde und ihre kurdische Identität. Letztendlich war sie trotzdem gezwungen, in eine türkische Großstadt zu ziehen. Rêzan Dersîm wusste bereits als Kind, welche Bedeutung die Guerilla für sein Volk hat. In Istanbul wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Nachdem sich nahe Verwandte von ihm dem Befreiungskampf angeschlossen hatten, ging auch Rêzan 2018 in die Berge und setzte seine Arbeit in der Jugendorganisation Komalên Ciwan fort. In seiner Ausbildung erlernte er das Guerillaleben und entwickelte sich zu einem apoistischen Militanten. Er beteiligte sich mit großem Einsatz und Überzeugung an der Errichtung von unterirdischen Verteidigungsanlagen. Diese Zeit bewertete er später als sinnvollste Phase seines bisherigen Lebens. Wie er selbst sagte, wünschte er sich, dass alle jungen Kurdinnen und Kurden ein Leben mit Bedeutung führen würden. Zugleich arbeitete Rêzan unentwegt daran, seine militärischen Fähigkeiten zu verbessern. Er absolvierte Fachausbildungen, in denen ihm bewusst wurde, dass Militanz nicht nur technisches Wissen erfordert, sondern gleichzeitig ideologischen Tiefgang und eine Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Sein Ziel war es, an der Front zu kämpfen, vorzugsweise in Bakur (Nordkurdistan). Als die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten begann, nahm er mit großer Entschlossenheit am Widerstand teil und zeigte mit seiner Haltung Führungsstärke. Am 10. Dezember 2022 beteiligte er sich an einem Angriff auf die feindlichen Truppen, der zu hohen Verlusten der türkischen Armee führte. Bei dieser Aktion in Metîna kam Rêzan Dersîm im opferbereiten Kampf ums Leben.
Azad Xazî
Azad Xazî ist in Tuzxurmatu (Tuz Khurmatu) in Südkurdistan auf die Welt gekommen und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Da der Status der Region umstritten war und es zu ständigen Auseinandersetzungen verschiedener Kräfte kam, setzte er sich mit der kurdischen Realität auseinander und stellte fest, dass die kurdische Frage nicht auf die ungewisse Lage in seiner Heimat begrenzt war. Auf der Suche nach einem Sinn im Leben stellte er Recherchen an und stieß dabei auf die PKK und Abdullah Öcalan. Dass die kurdische Befreiungsbewegung erfolgreich gegen den IS kämpfte, machte Eindruck auf ihn. In dieser Zeit lernte er Şükrü Serhat (Yasin Bulut) kennen. Die Persönlichkeit und Lebensweise des langjährigen PKK-Mitglieds faszinierten Azad Xazî, er wurde zum Vorbild für ihn. Kurze Zeit später ging Azad in die Berge und begann ein neues Leben als Guerillakämpfer. Er hatte große Ziele und widmete sich mit einer entsprechenden Konzentration seiner Ausbildung. Bildung war für ihn etwas, das in jedem Moment des Lebens stattfand. Den genossenschaftlichen Umgang bei der Guerilla empfand er als Verheißung von Gleichheit und Freiheit, und er gewann mit seiner aufrichtigen Persönlichkeit und seinem selbstlosen Einsatz im Leben schnell die Liebe und den Respekt seiner Mitkämpfer:innen. Nach der Grundausbildung kam er nach Qendîl und nahm an verschiedenen Arbeiten teil, vor allem an der Errichtung von Tunnelanlagen. Er beschäftigte sich mit den Erfordernissen des modernen Guerillakampfes und erlernte die professionelle Anwendung verschiedener Taktiken. Als die türkische Armee die Medya-Verteidigungsgebiete angriff, ging er an die Front, um seine gefallenen Genossinnen und Genossen zu rächen. Er nahm mit großem Mut und Entschlossenheit am Widerstand teil und wurde mit seiner Haltung für seine Mitkämpfer:innen zu einer Quelle der Kraft und Moral. Azad Xazî kam am 16. Dezember 2022 bei einem feindlichen Angriff in der Zap-Region ums Leben.