Der kurdische Politiker Yasin Bulut ist in Silêmanî erschossen worden. Der 64-Jährige befand sich am Freitagfrüh im Bezirk Çarçira zu Fuß auf dem Weg in ein Krankenhaus, als er mit vier Schüssen niedergestreckt wurde. Bulut war schwer erkrankt und wollte sich in Silêmanî medizinisch behandeln lassen. Er starb noch am Tatort, Polizisten brachten seinen Leichnam in die Gerichtsmedizin. Der oder die Täter konnten unerkannt entkommen.
Die Todesumstände von Yasin Bulut deuten auf ein gezieltes Attentat des türkischen Staates hin. Das sagen auch Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, die der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehen. Insbesondere mit Blick auf den Anschlag auf Ferhat Barış Kondu, einem Geflüchteten aus Nordkurdistan. Der 33-Jährige wurde gestern an seinem Arbeitsplatz von einem Maskierten überfallen und angeschossen. Kondu wurde im Arm getroffen und überlebte. Es wird vermutet, dass die türkische Führung in Ankara eine Anschlagswelle gegen Aktive der kurdischen Befreiungsbewegung und ihren Unterstützerkreis in Südkurdistan in Auftrag gegeben hat.
Wer war Yasin Bulut?
Yasin Bulut, der auch als Şükrü Serhat bekannt war, wurde 1957 in der nordkurdischen Provinz Qers (tr. Kars) geboren. 1978 schloss er sich der frisch gegründeten PKK an. Nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 wurde er verhaftet. Seine Haft verbrachte er mit zahlreichen weiteren PKK-Kadern im Gefängnis von Diyarbakir, der „Hölle von Amed“. Nachdem er 1991 entlassen wurde, ging er in die Berge. Die letzten 15 Jahre war er aktives Mitglied des Komitees für die Familien von Gefallenen.