HPG veröffentlichen Namen von drei gefallenen Kommandanten

Das Pressezentrum der HPG hat die Namen und Biographien von drei im Jahr 2019 in der nordkurdischen Provinz Amed gefallenen Guerillakommandanten veröffentlicht.

Am 19. Juli 2019 sind die drei Guerillakommandanten Numan Batman (Hêjar Çelik), Erhan Doğan (Ishak Özçaktu) und Delîl Sipan (Kadir Kaya) bei einem Angriff der türkischen Armee auf das Gebiet Şehîd Serxwebûn in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit.

Codename: Numan Batman
Vor- und Nachname: Hêjar Çelik
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Nefise – Mehmet Ali
Todestag und -ort: 19. Juli 2019 / Amed
Codename: Erhan Doğan
Vor- und Nachname: Ishak Özçaktu
Geburtsort: Istanbul
Namen von Mutter und Vater: Miyaser – Hüseyin
Todestag und -ort: 19. Juli 2019 / Amed
Codename: Delîl Sipan
Vor- und Nachname: Kadir Kaya
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Ferzimelek – Sait
Todestag und -ort: 19. Juli 2019 / Amed


Numan Batman – 27 Jahre Guerillakampf


Numan Batman stammte aus der nordkurdischen Provinz Êlih (tr. Batman). Die Stadt Êlih ist in ihrer Geschichte tief von der türkischen Spezialkriegsführung und dem Widerstand geprägt. Numan Batman lernte die Guerilla früh kennen. Als er an der Dicle-Universität studierte, setzte er sich intensiv mit der apoistischen Ideologie auseinander und kam zu dem Entschluss, dass gegen den Kolonialstatus von Kurdistan der Kampf der notwendige Weg sei, um das Fortbestehen und die Freiheit des kurdischen Volkes zu garantieren. Bereits im zweiten Semester brach er sein Studium ab und ging aktiv in die politische Arbeit. In dieser Zeit strömte die Jugend Kurdistans zur Guerilla und es kam zu den großen Aufständen in Nisêbîn, Cîzre, Licê und Dîgor. Das stärkte Numan Batman in seinem Entschluss, der Guerilla beizutreten. Im März 1992 schloss er sich der ARGK (Vorgängerorganisation der HPG) an. Er begann in der Region Xakurke, seine ersten Schritte im bewaffneten Kampf zu tun, wechselte dann in das besonders schwere Zagros-Kampfgebiet und war dort sechs Jahre im Einsatz. Die HPG schreiben: „In der schwierigsten Periode unserer Kampfgeschichte nahm er mit großem Mut, scharfer Intelligenz und militärischem Geschick an Aktionen in vielen Regionen des Zagros-Gebirges teil. Er wurde im Kampf im Zagros verwundet und kämpfte nach seiner Heilung weiter. So entwickelte er sich Schritt für Schritt zu einem Kommandanten. Er nutzte die Erfahrungen, die er in Praxis gewonnen hatte, zur Weiterentwicklung seiner Arbeit. Gleichzeitig vertiefte er sein Bewusstsein durch die apoistische Ideologie und eignete sich die guten Eigenschaften eines PKK-Kämpfers an.“

1999 ging Numan Batman in die Region Amanos. Kurz darauf folgte der Rückzug aus dem Norden in die Medya-Verteidigungsgebiete. Über die folgende Zeit des Chaos und der internen Spaltungsversuche schreiben die HPG: „In einer Zeit, in der unsere Partei, die PKK, dem internationalen Komplott [Verschleppung von Abdullah Öcalan], inneren Verrat [Versuch von Kräften u.a. um Nizamettin Taş und Osman Öcalan, die Guerilla von innen heraus zu zerschlagen] und Auflösungsbestreben ausgesetzt war, und sich die Zweifel an der Revolution wie eine Seuche ausbreiteten, gelang es unserem Genossen Numan, seine ideologische Haltung, seine Verbundenheit zu Rêber Apo und den Gefallenen sowie seine kämpferische Beteiligung zu bewahren.“

Von 2000 bis 2005 war Numan Batman in Qendîl, Garê und Metîna in der Praxis. Im Jahr 2003 hielt er sich an der Mahsum-Korkmaz-Militärakademie  auf und setzte sich für das richtige Verständnis und die korrekte praktische Umsetzung des Prinzips der legitimen Selbstverteidigung ein. Er war eine wichtige Person bei der Transformation der klassischen Guerilla ARGK in die auf legitimer Selbstverteidigung basierenden Volksverteidigungskräfte (HPG).

Im Jahr 2005 ging Numan Batman zur Vorbereitung der Juni-Offensive als Guerillakommandant in die nordkurdische Amanos-Region. Er war an der praktischen Umsetzung der Offensive beteiligt und kämpfte drei Jahre lang in den Amanos-Bergen. Im Jahr 2008 absolvierte er eine ideologische Weiterbildung an der Zentralschule der PKK und zog Bilanz über seine 16-jährige revolutionäre Praxis. Die HPG berichten hier von seiner entschlossenen und aufrichtigen selbstkritischen Haltung. Schließlich kehrte er an seinen Ursprungsort, die Region Xakurke, zurück. Am 31. Dezember 2012 fiel der Kampfgenosse Numans, der Gebietskommandant von Amed, Numan Amed (Ertem Karabulut). Numan entschloss sich, seinen Kampf fortzusetzen und ging in die nordkurdische Provinz Amed. Zwischen 2013 und 2019 übernahm er als Gebietskommandant die Verantwortung für die Provinz Amed.

Die HPG schreiben über Numan Batman: „Unser Genosse Numan war ein Kommandant, der seine Aufgaben sehr ernst nahm, mit revolutionärem Verantwortungsbewusstsein an sie heranging und sich durch seinen natürliche und aufrichtige Art, Beziehungen zu seinen Genoss:innen zu führen, auszeichnete. Er war ein Kommandant, der den Willen der Kämpferinnen, mit denen er zusammenarbeitete, zur Grundlage machte. Er glaubte an die Stärke und Kraft der Frauen und hatte den Ansatz kollektiver Arbeit tief in sich verankert. Aus diesem Grund wurde er von seinen Weggefährt:innen, Männern wie Frauen, von ganzem Herzen geliebt, und seine Erfahrung und sein Können wurden stets respektiert. Aufgrund seiner langjährigen Kampf- und Kommandoerfahrung war er in der Lage, die Einzelheiten des Krieges vorherzusehen und allen ihm unterstellten Genoss:innen rechtzeitig die richtigen Anweisungen und Perspektiven zu geben. Unser Genosse Numan, der auf jeder Ebene, ob als Kämpfer oder Provinzkommandant, in vielen Regionen Kurdistans gekämpft hat, war immer entschlossen, die apoistische Linie zu verfolgen. Am 19. Juli 2019 ist er gefallen. Nach 27 Jahren ununterbrochenen revolutionären Kampfes ist unser unsterblicher Kommandant, Genosse Numan Batman, der einen großen Beitrag zur apoistischen Bewegung leistete und in den kritischsten Phasen eine entscheidende Rolle spielte, Risiken einging und nicht zögerte, Verantwortung zu übernehmen, mit seiner tapferen Haltung in unsere Kampfgeschichte eingegangen. Sein Kampf wird weitergehen, sein Andenken wird lebendig bleiben und seine Ziele werden sicher erreicht werden.“

Erhan Doğan – Kommandant in den Hêzên Taybet


Erhan Doğan stammte aus Dîgor in der nordkurdischen Provinz Qers, kam jedoch in Istanbul zur Welt. Da seine Familie tief mit ihrer kurdischen Identität verbunden war, hatte Erhan Doğan die Gelegenheit, trotz Assimilationspolitik und dem Leben in einer türkischen Metropole seinen kurdischen Ursprung genau kennenzulernen. Die Familie war entschlossen, ihn vor der Assimilation zu bewahren und so widerstand er auch dem Druck auf seine Identität in den türkischen Staatsschulen. Stattdessen begab er sich auf die Suche nach Möglichkeiten des Widerstands und lernte so die kurdische Freiheitsbewegung kennen. Ab dem Jahr 2000 beteiligte er sich aktiv an der revolutionären Jugendarbeit, empfand dieses Engagement aber als nicht ausreichend und ging 2005 zur Guerilla. Er kam im Rahmen der Kampagne der „Lebenden Schutzschilde“ gegen die türkischen Angriffe und die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan in die Berge und schloss sich dort, tief beeindruckt von der Opferbereitschaft der Kämpferinnen und Kämpfer, insbesondere von Viyan Soran, der Guerilla an. Die Guerillakämpferin Viyan Soran hatte sich am 1. Februar 2006 aus Protest gegen das Vernichtungskonzept gegen das kurdische Volk und der damit zusammenhängenden Isolation Abdullah Öcalans in Heftanîn selbst verbrannt. Diese Aktion brachte Erhan Doğan zu dem Entschluss, sich den Spezialeinheiten (Hêzên Taybet) anzuschließen. Er bildete sich permanent militärisch und ideologisch weiter und übernahm viele wichtige und sensible Aufgaben. 2014 wechselte er nach Nordkurdistan in das zentrale Kampfgebiet nach Amed und nahm dort an vielen Aktionen teil.

Die HPG schreiben über ihn: „Mit seinem kreativen und sanften Stil gelang es ihm, Beziehungen zu allen seinen Genoss:innen aufzubauen, ihre Herzen zu gewinnen und eine Quelle der Moral zu sein. Er hat eine wichtige Stufe bei der Überwindung des traditionellen Mannes in seiner Persönlichkeit erreicht, eine ideologisch richtige Genossenschaftlichkeit mit den Freund:innen entwickelt und in sich selbst die Freiheit verwirklicht. Unser Genosse Erhan, der die ihm von der Geschichte auferlegte Verantwortung und seine Führungsaufgabe als apoistischer Fedai-Kommandant in der Provinz Amed erfolgreich erfüllt hat, ist am 19. Juli 2019 zusammen mit unseren Weggefährten Numan und Delîl gefallen.

Delîl Sipan – Er verband die Dialektik zwischen Theorie und Praxis

Delîl Sipan stammte aus der nordkurdischen Stadt Mûş. Dort wuchs er in einem patriotischen und von der kurdischen Kultur tief geprägten Umfeld auf. Seine Familie lebte von der Landwirtschaft. Das führte dazu, dass Sipan schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen musste. Dennoch gelang es ihm, an die Universität zu kommen und bis zum vierten Semester mit großem Erfolg zu studieren. Während seines Studiums lernte er den kurdischen Freiheitskampf auch auf ideologischer Ebene kennen und kam zu der Auffassung, dass er an einer Universität des türkischen Staates nichts zum kurdischen Freiheitskampf beitragen könne. So brach er sein Studium ab, um sich voll und ganz der politischen Arbeit zu widmen. Im März 2014 schloss er sich der Guerilla an. Seine ersten Schritte als Guerillakämpfer machte er in Nordkurdistan. Nach der Beendigung des „Friedensprozesses“ durch den türkischen Staat 2015 beteiligte er sich dort intensiv an der Guerillaoffensive. Er war in vielen Gebieten in der Provinz Amed aktiv.

Die HPG schreiben über Delîl Sipan: „Mit seinen stets lächelnden Augen und seiner fröhlichen Persönlichkeit brachte er Farbe überall dorthin, wo er sich aufhielt. Er nahm mit großem Mut und unerschrockener Haltung an Aktionen teil und wurde auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen zu einem jungen Kommandanten. Als bewusster Kämpfer beschäftigte er sich ständig mit der apoistischen Ideologie und verstand es, eine starke dialektische Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen und immer größere Fortschritte zu machen. Am 19. Juli 2019 fiel er zusammen mit unseren Weggefährten Numan und Erhan in der Region Şehîd Serxwebûn im Bezirk Licê bei Amed.“