Guerillakommandant: Widerstand geht bis zum letzten Kurden weiter

„Das internationale Komplott hat sein Ziel nicht erreicht. Die kurdische Freiheitsbewegung wurde nicht zerschlagen; sie ist weiter gewachsen, ihr Kampf hält nach wie vor an”, erklärt Mazlum Dersim zu den Hintergründen der Entführung Abdullah Öcalans.

Die Verschleppung Abdullah Öcalans aus Kenia in die Türkei war vor 21 Jahren der vorläufige Höhepunkt eines Ränkespiels, das angelehnt an die Version der USA von einem „demokratischen Mittleren Osten“, in der die kurdischen Emanzipationsbestrebungen keinen Platz hatten, in einen eklatanten Bruch des Völkerrechts mündete.

Vorausgegangen war eine wochenlange Odyssee Öcalans zwischen Damaskus, Moskau, Athen, Rom und Amsterdam, die am 15. Februar 1999 mit einem kriminellen Piratenakt ihr Ende fand – unter maßgeblicher Beteiligung von CIA, MIT und Mossad, mit der Unterstützung Russlands, Griechenlands und anderer europäischer Staaten.

Der Guerillakommandant Dr. Mazlum Dersim hat sich anlässlich des Jahrestags der Entführung des Vordenkers der kurdischen Befreiungsbewegung in einem Gespräch mit ANF an die damalige Stimmung erinnert. Heraus kam ein selbstkritischer Umgang mit der eigenen Rolle und eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der „unvollkommenen Freundschaft” zu Öcalan: „Hätten wir ihn richtig verstanden, unseren Mängeln und Schwächen keinen Boden geboten, wäre es höchstwahrscheinlich nicht zu dem Komplott gekommen.”

Öcalan war nach Europa gekommen, um für eine politische Lösung des türkisch-kurdischen Konfliktes zu werben; im Bewusstsein, dass dieser mit militärischen Mitteln nicht lösbar ist. Die anfänglichen Hoffnungen, dass Bewegung in die festgefahrene Situation kommen könnte, dass führende europäische Staaten gemeinsam die Initiative zur Lösung der kurdischen Frage ergreifen könnten, wurden schnell enttäuscht. Unter dem Druck der USA schlossen sich die Türen; kein Land erklärte sich bereit, Öcalan aufzunehmen. Wie schon so oft wurden die Kurden den wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen des Westens geopfert.

„Schon bei der Niederschlagung der Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden beim Ararat-Aufstand ging es den internationalen Mächten und regionalen Verbündeten darum, der kurdischen Sache die Luft zum Atmen zu nehmen. Es waren bereits damals legitime Kämpfe, die usurpierten Rechte der Kurden zurückzuerlangen. Das internationale Komplott hatte sodann zum Ziel, sowohl das kurdische Volk als auch seinen Repräsentanten und seine Befreiungsbewegung vollständig zu zerschlagen”, sagt Dersim.

Auch wenn es es heute schwieriger sei, den Befreiungskampf fortzusetzen, und dieser einen hohen Preis fordert, werde der Widerstand bis zum letzten Kurden fortgesetzt, so der Guerillakommandant. Die vielen Staaten, die an der koordinierten Verschleppung Öcalans beteiligt waren, werden ihre Bestrebungen nicht erreichen: „Denn solange Öcalan nicht frei ist, das Selbstbestimmungsrecht der Kurden und ihre grundlegenden Rechte nicht anerkannt werden, wird unser Widerstand weitergehen.

Die Kurden werden vom türkischen Staat angegriffen. Er tut dies überall dort, wo er einen Kurden zu Gesicht bekommt. Erdogan reist über den Globus und liegt der gesamten Welt zu Füßen, um das Blut der Kurden zu vergießen. Das werden wir aufhalten. Als wir hierher in die Berge kamen, brachten wir unsere Leichentücher gleich mit. Wir werden uns vor niemandem verneigen und die würdelosen Verbrechen des türkischen Staates an uns zu keinem Zeitpunkt akzeptieren. Sie mögen unsere Namen auf rotfarbigen, graufarbigen Fahndungslisten führen. Bei uns stehen sie auf der schwarzen Liste. Alle, die eine führende Rolle beim schwarzen Tag spielten, stehen dort.”