HPG: In Gever abgestürzte Drohne von Guerilla abgeschossen

Die gestern in Gever abgestürzte Kampfdrohne der türkischen Armee ist wohl doch von der Guerilla abgeschossen worden. Eine in Südkurdistan aufgestellte Luftverteidigungseinheit nahm die Maschine in Qendîl ins Visier.

Widerstand gegen Besatzung

Die am Vortag bei Gever in der kurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) abgestürzte Kampfdrohne der türkischen Armee ist offenbar von der PKK-Guerilla abgeschossen worden. Wie ein Sprecher des Medien- und Kommunikationszentrums der Volksverteidigungskräfte (HPG) am Samstag in Behdînan mitteilte, soll das unbemannte Flugobjekt am Freitagfrüh im Luftraum über dem Asos-Gebirge in der Kurdistan-Region des Irak gesichtet und von einer in Qendîl aufgestellten Luftverteidigungseinheit ins Visier genommen worden sein.

„Der Beschuss der Maschine vom Typ Aksungur erfolgte um 8:54 Uhr Ortszeit. Nach dem Treffer drehte die Kampfdrohne bei und flog nordwärts Richtung Bakurê Kurdistanê. Gegen 10 Uhr schlug die Drohne jedoch in der Nähe des Dorfes Pîrzalan ein und ging in Flammen auf“, hieß es in der HPG-Erklärung. Die Angaben decken sich mit einem Bericht der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), die zuerst von dem Vorfall berichtet und ein Video veröffentlicht hatte.

Die Aufnahmen von MA zeigen eine schwarze Rauchwolke über dem ausbrennenden Wrack der Maschine, die auf einer Weidefläche im ländlichen Umland von Gever zu Boden ging. Bewohnende aus der Region hätten berichtet, dass die Drohne am Morgen auf dem Selahattin-Eyyubi-Flughafen in Gever gestartet sei und die von der Guerilla kontrollierten Medya-Verteidigungsgebiete angeflogen habe. Die türkische Armee hatte die Absturzstelle in der Ortschaft Pîrzalan nach dem Vorfall weiträumig abgesperrt und niemanden durchgelassen. Angaben zu den Hintergründen waren nicht gemacht worden. Inzwischen sind auch auf dem Portal Gerîla TV Aufnahmen von dem Abschuss aufgetaucht.


Die Aksungur ist eine Kampfdrohne, die von Turkish Aerospace Industries (TAI) für die türkischen Streitkräfte entwickelt wurde. Das seit 2020 gebaute Fluggerät ist die größte Drohne der Firma und die zweitgrößte der Türkei. Sie kann Lenkflugkörper, Raketen und Bomben in einem Wirkradius von 6.500 Kilometern transportieren und einsetzen. Die TAI Aksungur basiert auf der TAI Anka und kann neben den Kampfaufgaben auch für die Fernaufklärung, SIGINT-Aufgaben und die Seeraumüberwachung genutzt werden. Die PKK-Guerilla, die neben den HPG auch aus den Verbänden freier Frauen (YJA Star) besteht, hat bereits mehrere dieser fliegenden Tötungsmaschinen abgeschossen, zuletzt im Juni. Ein Video des Treffers war auf Gerîla TV gezeigt worden.

Luftverteidigung der Guerilla

Die HPG-Kommandantur hatte im März zu Newroz bekannt gegeben, dass die Guerilla über ein Raketensystem zur Abwehr des Drohnenkriegs der Türkei verfügt und dieses schon länger erfolgreich einsetzt. Der NATO-Staat Türkei setzt seit Jahren Drohnen zur extralegalen Tötung von „Feinden“ ein. Die Angriffe richten sich nicht nur gegen die Guerilla, auch das ezidische Siedlungsgebiet Şengal und die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien werden immer wieder von Drohnen bombardiert. Dabei unterscheiden die Angreifer nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen. Die internationale Gemeinschaft ignoriert den antikurdisch motivierten Drohnenkrieg der Türkei.