HPG geben Identitäten von vier Gefallenen bekannt

Das Pressezentrum der HPG hat die Identitäten von vier in der nordkurdischen Region Serhed gefallenen Guerillakämpfer:innen bekannt gegeben.

Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, sind die vier Guerillakämpfer:innen Berçem Herekol Şîrvan, Jînda Med Kuh, Senan Serhat und Tolhildan Andok im Zeitraum von Mai bis August in der nordkurdischen Region Serhed gefallen.

Codename: Berçem Herekol Şîrvan
Vor- und Nachname: Nefise Ongulu
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Mehmet Şirin
Todestag und -ort: 25. Juli 2022 / Serhed

Codename: Jînda Med Kuh
Vor- und Nachname: Mihriban Fercan
Geburtsort: Maku
Namen von Mutter und Vater: Husniye – Mîrza
Todestag und -ort: 18. Mai 2022 / Serhed

Codename: Senan Serhat
Vor- und Nachname: Semih Salhan
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Rukiye – Abdullah
Todestag und -ort: 11. August 2022 / Serhed

Codename: Tolhildan Andok
Vor- und Nachname: Fikret Tekçe
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Zeliha – Hasan
Todestag und -ort: 5. August 2022 / Serhed


Berçem Herekol Şîrvan


Die Guerillakämpferin Berçem Herekol Şîrvan stammte aus dem Kreis Şîrvan in der nordkurdischen Provinz Sêrt. Aufgrund der politischen Haltung ihrer Familie lernte Berçem schon früh den Freiheitskampf kennen und empfand Sympathie für die PKK.


Bereits in ihrer Kindheit war Berçem mit der Repression und der Unterdrückungspolitik durch den türkischen Staat konfrontiert. Das führte dazu, dass sie sich auch ideologisch mit dem kurdischen Freiheitskampf auseinandersetzte. Im Jahr 2015, angesichts der Massaker durch den von der Türkei unterstützten IS und die türkische Armee und Polizei in nordkurdischen Städten, schloss sie sich der Guerilla an. Dort bekam sie eine ideologische Ausbildung und setzte sich insbesondere mit der Frauenbefreiung auseinander. Nach ihrem Beitritt arbeitete sie lange Zeit in den Strukturen der Jugendbewegung und ebnete vielen Menschen den Weg in den kurdischen Freiheitskampf.


2018 konnte sie ihrem Wunsch entsprechend wieder in die Berge gehen und erhielt eine militärische Grundausbildung. Danach absolvierte sie eine Fachausbildung in modernen Guerillataktiken. Ihr Wunsch war es, als Kämpferin nach Nordkurdistan zurückzukehren. So wechselte sie bald in die nordkurdische Region Serhed, wo sie entschlossen kämpfte.

Jînda Med Kuh


Jînda Med Kuh stammte aus der ostkurdischen Stadt Maku. Die Stadt ist bekannt für die breite Teilnahme am Freiheitskampf. Aus ihr stammen Tausende Kämpfer:innen und Gefallene. Auch Jîndas Familie war patriotisch eingestellt und mehrere ihrer Mitglieder waren bereits der Guerilla beigetreten, manche von ihnen sind gefallen. So war Jînda einerseits mit der Realität des Freiheitskampfes konfrontiert, erlebte aber auch von klein auf die Unterdrückung als Kurdin und als Frau durch das Regime in Teheran. Sie akzeptierte die patriarchale Logik des Systems nicht und träumte von einem Leben jenseits des Mullah-Regimes. Gleichzeitig lernte sie die PKK näher kennen. Schließlich trat sie 2018 der Guerilla bei. Nach erfolgreicher Grundausbildung entwickelte sie sich schnell in der praktischen Guerillaarbeit. Sie nahm an vielen erfolgreichen Aktionen teil und gewann in Gebieten von Tendûrek bis Gilîdax große Erfahrungen. Mit großem Geschick stellte sie sich Operationen der türkischen Armee entgegen und führte Dutzende Gefechte gegen die türkische Armee. Unter diesen Bedingungen entwickelte sie sich schnell weiter. Die HPG beschreiben sie als kaltblütig im Krieg und warmherzig und aufrecht im Leben. Sie wurde zu einer der führenden Militanten der Frauenguerilla YJA Star.

Senan Serhat


Senan Serhat stammt aus Çildêran in der nordkurdischen Provinz Wan. Seine Familie kannte den kurdischen Freiheitskampf und war patriotisch eingestellt. Auch die Kultur der Region war tief vom kurdischen Freiheitskampf geprägt. Senan erlebte den Widerspruch zum herrschenden System deutlich und so entschied er sich, Soziologie zu studieren. Gleichzeitig war er aktiver Teil der revolutionären Jugendbewegung. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass bewaffneter Widerstand für die Befreiung notwendig ist. Gemeinsam mit vier Kommiliton:innen trat er 2015 der Guerilla bei.


Senan machte seine Grundausbildung in der Zap-Region und blieb dort zwei Jahre lang. In dieser Zeit nahm er an vielen Aktionen gegen die türkische Armee teil und sammelte wichtige Erfahrungen. Gleichzeitig bildete er sich ideologisch weiter. Er hinterfragte seine eigene patriarchale Sozialisierung und beschäftigte sich intensiv mit der Frauenbefreiung. So schrieb er immer wieder Berichte und Selbstkritiken an die Frauenpartei PAJK. Er entwickelte sich auch militärisch weiter und wurde zu einem modernen Guerillakämpfer. Zuletzt kämpfte er in der nordkurdischen Region Tendûrek. Bei einer türkischen Militäroperation in Tendûrek kam er im Kampf gegen die türkische Armee ums Leben.

Tolhildan Andok


Tolhildan Andok stammte aus der Widerstandshochburg Colemêrg (tr. Hakkari). Seine Familie war patriotisch eingestellt und er hatte bereits mehrere Gefallene unter seinen Angehörigen zu beklagen. So lernte er schon als Kind die Freiheitsbewegung kennen. Da sich sein Dorf geschlossen weigerte, dem türkischen Staat als Dorfschützer zu dienen, wurde die Bevölkerung vertrieben. So wurde Tolhildan bereits in jungen Jahren zum Zeugen der Brutalität des türkischen Staates. Deswegen weigerte er sich, an türkischen Schulen zu lernen. Im Exil in der türkischen Metropole erlebte seine Familie Rassismus. Tolhildan beteiligte sich an der Jugendarbeit und wurde Milizionär. Schließlich, als sein Cousin Andok 2015 gemeinsam mit dem Guerillakämpfer Tolhildan in Wan ums Leben kam, entschloss sich Andok gemeinsam mit vier weiteren Verwandten zum Beitritt zur Guerilla. Er gab sich den Namen beider Kämpfer und wurde zu Tolhildan Andok. Als Kämpfer war er immer entschlossen, nach Nordkurdistan zurückzukehren. Schließlich übernahm er eine Aufgabe in der Gebietskommandantur der Region Gilîdax in Serhed und war sehr erfolgreich in der Praxis. Die HPG erklären, er habe eine führende Rolle bei Aktionen gegen die türkische Armee, aber auch in der Organisierungsarbeit gehabt. Am 5. August 2022 fiel er im Gebiet Gilîdax gemeinsam mit dem MLKP-Militanten Şafak (Ulaş Alankuş).

Die HPG sprechen den Familien der Gefallenen und den Völkern Kurdistans und der Türkei ihr Beileid aus und geben ihr Wort, die Freiheitsträume der Gefallenen zu verwirklichen.