HPG geben die Identitäten von drei Gefallenen bekannt

Die HPG haben die Identitäten von drei im November bei einer Offensivoperation der Guerilla gegen die türkischen Invasionstruppen gefallenen Kämpfer:innen bekannt gegeben.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben am 25. November eine Offensive gegen türkischen Invasionstruppen in der Zap-Region in den Medya-Verteidigungsgebieten durchgeführt. Bei dieser revolutionären Operation wurden Dutzende türkischer Soldaten getötet. Einer der wichtigen Angriffspunkte der Guerilla waren türkische Stellungen in den Widerstandsgebieten Girê Cûdî und Girê FM. Die Besatzungstruppen wurden von sieben Flanken mit unterschiedlichen Taktiken angegriffen. Zwei Guerillateams zerstörten mit B7-Waffen vier feindliche Stellungen. Das dritte Team rückte mit Handgranaten und leichten Waffen vor und zerstörte zwei Stellungen. Die vierte Gruppe zerstörte mit Handgranaten eine Stellung, in der sich eine Überwachungskamera befand. Drei weitere Teams griffen mit Handgranaten und leichten Waffen an und zerstörten drei Stellungen. Im Zuge dieser Operation wurden elf Soldaten getötet. Als Armeeeinheiten im Aktionsgebiet intervenieren wollten, wurden weitere sechs Soldaten von Snipern erschossen.

Am gleichen Tag infiltrierten mobile Guerillaeinheiten Stellungen der türkischen Besatzungstruppen im Widerstandsgebiet Girê FM. Die Kämpfer:innen rückten bis auf zehn Meter Abstand vor und es kam zu einem Gefecht, bei dem zwei Soldaten getötet wurden.

Bei beiden Aktionen wurden mindestens 19 türkische Soldaten getötet. Die Kämpfer:innen Adar Argeş, Heqî Karasungur und Eylem Esrîn Memyan fielen dabei im Kampf an vorderster Front. Das Pressezentrum der HPG hat Angaben zu ihrer Identität veröffentlicht.

Codename: Adar Argeş
Vor- und Nachname: Vesile Arviş
Geburtsort: Bazîd
Namen von Mutter und Vater: Gulizar – Mustafa
Todestag und -ort: 25. November 2022 / Zap
Codename: Heqî Karasungur
Vor- und Nachname: Ömer Açan
Geburtsort: Çewlîg
Namen von Mutter und Vater: Zahide – Ilhami
Todestag und -ort: 25. November 2022 / Zap
Codename: Eylem Esrîn Memyan
Vor- und Nachname: Nûpelda Polat
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Necibe – Selahattin
Todestag und -ort: 25. November 2022 / Zap


Adar Argeş


Adar Argeş stammte aus der Bazîd (tr. Doğubeyazıt) in der nordkurdischen Widerstandsregion Serhed im Schatten des Ararat. Tausende von Guerillakämpfer:innen kommen aus dieser Region und sie und ihre Familien haben das von kurdischen Traditionen tief durchdrungene Gebiet stark geprägt. Adar Argeş wurde in eine dieser patriotisch eingestellten Familien hineingeboren und wuchs mit der Kultur des Widerstands auf. Ihre große Schwester und ihre Cousine sind im Befreiungskampf gefallen. Das hinterließ einen tiefen Eindruck bei Adar Argeş und sie nahm schon in früher Jugend an der Arbeit der Freiheitsbewegung teil. Als Aktivistin der Jugendbewegung beeindruckte sie viele andere junge Menschen mit ihrer aufrichtigen und radikalen Haltung und stärkte in ihnen den Wunsch, sich ebenfalls im Freiheitskampf zu engagieren.

Mit der Revolution von Rojava und den Angriffen auf Kobanê im Jahr 2014 ging sie zur Verteidigung der Revolution dorthin und kämpfte zwei Jahre gegen den IS und andere Dschihadistengruppen. 2016 entschloss sie, sich als Revolutionärin noch weiter zu professionalisieren und in die Berge zu gehen. Die HPG schreiben über sie: „Das erste, was ihr im Leben der Guerilla auffiel, waren die genossenschaftlichen Beziehungen, die nicht auf eigenen Interessen, sondern auf gegenseitiger Stärkung beruhen. Unsere Genossin Adar, die eine äußerst prägnante, ehrliche und aufrichtige Persönlichkeit hatte, betrachtete diese genossenschaftlichen Beziehungen als eine der wichtigsten Quellen für Moral und Stärke und führte ein dessen würdiges Leben.“

Nach ihrer Grundausbildung wechselte Adar Argeş in die Region Heftanîn, wo sie für lange Zeit kämpfte und weitere Kriegserfahrung in Guerillataktiken sammelte. Sie beschäftigte sich insbesondere mit den neuen Taktiken der Guerilla und deren Umsetzung im heißen Krieg. Gleichzeitig setzte sie sich mit der apoistischen Ideologie, dem Patriarchat und der Frauenbefreiung auseinander und machte wichtige Schritte in der Bildung ihres Bewusstseins. So wurde sie schnell zu einer führenden Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star. Vor dem Hintergrund der Hungerstreiks für die Freiheit von Abdullah Öcalan entschloss sie sich, ihr Engagement weiter auszubauen, und ging zu den Spezialeinheiten (Hezên Taybet). „Unsere Genossin Adar, die ihre opferbereite Haltung durch die Ausbildung, die sie erhalten hat, noch weiter gestärkt hat, wollte eine der unbeugsamen Vertreterinnen der von Sema und Zîlan vorgegebenen Linie der Opferbereitschaft werden. Im Leben wie im Krieg hat sie in jedem Moment in diesem Bewusstsein gehandelt“, schreiben die HPG.

Als die türkische Armee begann, das Gebiet Girê Cûdî im westlichen Teil der Zap-Region anzugreifen, war Adar Argeş in einer der ersten mobilen Einheiten, die gegen den Vorstoß vorgingen. Die von ihr geleiteten Aktionen, noch bevor die eigentlichen türkischen Angriffe begannen, leisteten den HPG zufolge einen entscheidenden Beitrag dabei, die türkische Armee am Vordringen zu hindern. Obwohl sie verletzt wurde, bestand sie darauf, schnellstens an die Front zu ihrer Einheit zurückzukehren. Sie war auf Kommandoebene an der Operation vom 25. November beteiligt. Die HPG versprechen, den Kampf von Adar Argeş fortzusetzen und ihre Träume zu verwirklichen.

Heqî Karasungur


Heqî Karasungur stammte aus einer patriotischen Familie aus der nordkurdischen Provinz Çewlîg (tr. Bingöl). So lernte er die PKK bereits in jungen Jahren kennen und träumte davon, Guerillakämpfer zu werden. Gleichzeitig wuchs in ihm die Wut angesichts der staatlichen Morde und der massiven Repression in der Region. Er schloss sich der Jugendarbeit der Freiheitsbewegung an und beschäftigte sich intensiv mit der apoistischen Ideologie, was in ihm einen starken Wandel herbeiführte. Anschließend studierte er an der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara, wo er sofort ebenfalls in der Jugendarbeit der Freiheitsbewegung aktiv wurde. 2013 entschloss er sich mit einer von ihm organisierten Gruppe von Studierenden, in die Berge zu gehen. Er arbeitete dort weiter bei Komalên Ciwan, der Jugendbewegung. Dabei war er in vielen besonders kritischen Bereichen aktiv. Er wurde aufgrund eines Unfalls verletzt und war längere Zeit gelähmt. Mit seiner Entschlossenheit gelang es ihm jedoch, die Lähmung zu überwinden und schließlich nach seiner Arbeit bei Komalên Ciwan in den militärischen Bereich zu wechseln. Er beschäftigte sich intensiv mit den neuen Guerillataktiken und bereitete sich ohne Pause auf den Krieg vor. Neben seiner Ausbildung war er auch an den Vorbereitungen für den Tunnelkrieg beteiligt. Mit seiner Begeisterung steckte er immer wieder seine Genoss:innen an und gab ihnen Kraft.


Schließlich entschloss er sich, seinen Kampf zu vertiefen und den Hezên Taybet beizutreten. Aufgrund seiner physischen Probleme wurde sein Antrag zunächst abgelehnt. Da er jedoch darauf insistierte und sich extrem entschlossen zeigte, wurde er schließlich aufgenommen. Er fasste seinen größten Wunsch mit den Worten „Ein Leben zu führen, das voller Erfolg und Siegen für die Freiheit unseres Volks ist“ zusammen. Als die türkische Invasion begann, bestand er darauf, in die heiße Kriegsregion am Girê Cûdî versetzt zu werden. Dort kämpfte er entschlossen gegen die türkische Armee. Am 25. November nahm er an der revolutionären Operation gegen die türkische Armee teil und opferte sich selbst beim Angriff. Die HPG erklären: „Unser Weggefährte Heqî hat mit seiner reifen, einfachen und aufrichtigen Genossenschaftlichkeit größten Respekt in seinem Umfeld erweckt. Wir versprechen, dass wir den Freiheitskampf, den er uns übergeben hat, zum Sieg zu führen. Wir sind entschlossen, uns in seiner Person aller gefallenen Freund:innen würdig zu erweisen.“

Eylem Esrîn Memyan

 

Eylem Esrîn Memyan stammt aus der nordkurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır). Sie wuchs in einer patriotischen Familie und einem vom Freiheitskämpf geprägten Umfeld auf. Gleichzeitig bekam auch sie immer wieder die Repression des türkischen Staates zu spüren. Sie beschäftigte sich bereits in ihrer Jugend intensiv mit der apoistischen Philosophie und suchte nach Wegen, ihren Widerstand auszuweiten. Eylem Esrîn Memyan studierte an der Dicle-Universität Betriebswirtschaft, entschied sich aber gegen eine Karriere im System und zum Beitritt zur PKK. 2013 folgte sie dem Weg ihres 1995 bei der Guerilla gefallenen Onkels Cabbar (Sait Polat) und schloss sich in Amed der Guerilla an. In der Region Amed erhielt sie auch ihre Grundausbildung und kämpfte dort eine Weile.


Anschließend wechselte sie in die Medya-Verteidigungsgebiete. Mit ihren Erfahrungen im Krieg in Nordkurdistan wurde sie schnell zu einer professionellen Kämpferin der YJA Star und ging in die Regionen Gare und Qendîl. Die HPG schreiben über sie: „Unsere Genossin Eylem hat nie individualistische Ziele verfolgt. Sie hatte sich der Aufgabe verschrieben, das Vermächtnis ihrer gefallenen Freund:innen zu erfüllen und deren Träume zu verwirklichen.“ Eylem trat den Spezialeinheiten bei. Sie war eine der ersten Kämpfer:innen, welche am 14. April die Angriffe der türkischen Armee erwiderten, und fiel am 25. November bei der revolutionären Operation am Girê FM bei der Erstürmung türkischer Stellungen.

Die HPG erklären: „Unsere Genossin Eylem, die an jeder Etappe der revolutionären Offensive Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş teilgenommen und große Anstrengungen unternommen hat, um historische Ergebnisse zu erzielen, hinterließ ein unvergessliches Vermächtnis des Kampfes.“

Die HPG sprechen dem patriotischen kurdischen Volk und insbesondere den Familien der Gefallenen ihr Beileid aus.