HPG-Erklärung zum Krieg in Südkurdistan

In Südkurdistan sind zwanzig Soldaten der türkischen Armee bei Guerillaaktionen getötet worden. Die HPG-Kämpfer Çayan Goran und Şahin Bahoz sind bei einem Gefecht in Metîna gefallen.

Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, wird der ununterbrochene Widerstand der Guerilla gegen die Besatzungsoperation der türkischen Armee in Südkurdistan fortgesetzt. Bei Guerillaaktionen in den Regionen Metîna, Avaşîn, Zap und Xakurke seien zwanzig Soldaten getötet und vier weitere verwundet worden, zudem wurde ein Stellung der Invasionstruppen zerstört. Die türkische Armee hat nach HPG-Angaben am Freitag 23 Einsätze mit chemischen Waffen und anderen verbotenen Kampfmitteln gegen Guerillastellungen durchgeführt, dabei seien Bomben mit sehr starker Explosivkraft verwendet worden. Darüber hinaus kam es zu zehn Luftangriffen mit Kampfjets und Dutzenden Angriffen mit Haubitzen und schweren Waffen.

Zu den Einzelheiten machen die HPG folgende Angaben:

Zwei Guerillakämpfer in Metîna gefallen

Am 7. September griffen Guerillakämpfer:innen in einer koordinierten Aktion die türkischen Besatzungstruppen am Girê Hekarî in Metîna an. Die Soldaten flüchteten ins Gelände und es kam zu heftigen Gefechten, bei denen mindestens fünf Besatzer getötet wurden. Die HPG-Kämpfer Çayan Goran und Şahin Bahoz sind im Gefecht gefallen.

                             

Codename: Çayan Goran
Vor- und Nachname: Harun Hazır
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Cahide – Mehmet Kasım
Todestag und -ort: 7. September 2022 / Metîna

 

Codename: Şahin Bahoz
Vor- und Nachname: Qeddûr Şêx Salih
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Fadile – Xalid
Todestag und -ort: 7. September 2022 / Metîna

 

Çayan Goran

 

Çayan Goran stammte aus Wan-Qelqelî und wuchs in einer der PKK nahestehenden Familie auf. Seine Mutter kam nach HPG-Angaben aufgrund der kurdenfeindlichen Politik des türkischen Staats ums Leben. Çayan Goran wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Wie er selbst einmal sagte, öffnete sich ihm „mit dem ersten Steinwurf gegen den Feind die Tür zur Freiheit“. Er setzte sich mit der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander und hinterfragte seine eigene Persönlichkeit, die vom patriarchalen Herrschaftssystem geprägt war. Seine erfolgreiche Praxis in der Jugendarbeit fiel auch dem Staat auf und er wurde verhaftet. Nach seiner Entlassung schloss er sich 2013 der Guerilla an.

 

In den Bergen hielt sich Çayan Goran zunächst vor allem in Avaşîn auf, bevor er 2014 zur Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft gegen den IS nach Şengal ging. Dort machte er seine ersten Kampferfahrungen und erwies sich als mutiger Militanter, der von den Erfahrungen großer Kommandanten wie Agid Civyan, Dilşêr Herekol und Çeko Çatak profitieren konnte. Nach der Erfüllung seiner Aufgabe in Şengal kehrte Çayan Goran zurück in die Berge und ging auf eigenen Wunsch nach Nordkurdistan, wo er in Besta und Wan kämpfte. Anschließend kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete, um seine bisherige Praxis zu reflektieren und sich weiterzubilden. Danach wurde er Kommandant einer beweglichen Einheit in Metîna und führte erfolgreiche Überraschungsangriffe auf die Invasionstruppen durch. Die HPG beschreiben Çayan Goran als natürlichen und bescheidenen Menschen, der zu einem führenden Kommandanten der modernen Guerilla geworden ist.

Şahin Bahoz

 

Şahin Bahoz ist in Kobanê geboren und in einem der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Umfeld aufgewachsen. Er begann früh, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Bei der Verteidigung von Kobanê gegen den IS kamen Verwandte von ihm ums Leben. Der Kampf um Kobanê veränderte sein Leben und er beteiligte sich an der revolutionären Arbeit. Aus wirtschaftlichen Gründen ging er nach Südkurdistan, wo er sich 2016 schließlich der Guerilla anschloss.

In den Bergen absolvierte er eine Grundausbildung und beteiligte sich ohne Vorbehalte und mit großer Freude am Guerillaleben. Er erlernte den professionellen Gebrauch schwerer Waffen und ging nach Behdînan und Metîna, wo er an der revolutionären Guerillaoffensive gegen die türkische Besatzung teilnahm und in mobilen Einheiten kämpfte. Die HPG beschreiben Şahin Bahoz als aufrichtigen Weggefährten, der sich voller Wut auf den Feind auf den Sieg konzentrierte und ins seinem Umfeld geschätzt wurde.

Die HPG sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.

Überraschungsangriff auf türkische Einheit in Avaşîn

Am Girê Şehîd Munzur im Gebiet Mamreşo in Avaşîn beobachteten mobile Guerillagruppen eine zu militärischen Zwecken errichtete Straße und führten am 8. September von drei Flanken einen koordinierten Angriff mit Schusswaffen und Handgranaten auf eine aus 29 Personen bestehende türkische Einheit aus, die mit der Sicherheit des Militärweges beauftragt war. Bei der Aktion wurden acht Soldaten getötet und drei Soldaten schwer verletzt. Die HPG widmen den Angriff der Vergeltung für die mit Chemiewaffen getöteten Kämpfer:innen am Girê Sor.

Sniper- und Sabotagetaktik

Am Girê Sor wurde am Freitag ein Soldat erschossen, im Gebiet Karker in der Zap-Region zwei weitere Soldaten. Ein Soldat erlitt Schusswunden. Im Widerstandsgebiet Şehîd Fedakar im Zap griff die Guerilla die Besatzungstruppen mit schweren Waffen an. Am frühen Samstagmorgen wurde ein Sabotageakt gegen eine türkische Einheit verübt, die Chemiewaffen gegen die Şehîd-Bahoz-Stellung einsetzen wollte.

YJA Star zerstört türkische Stellung in Xakurke

Kämpferinnen der YJA Star haben am Freitag eine türkische Stellung am Girê Şehîd Axîn in Xakurke mit schweren Waffen angegriffen. Die Stellung wurde vollständig zerstört, vier Soldaten kamen ums Leben.