HDP-Vorsitzender von Markaz bei Razzia festgenommen

Der Ko-Vorsitzende der HDP in Markaz, Naci Kızıler, ist festgenommen worden. Der Politiker verließ erst kürzlich das Gefängnis, nachdem er Anfang Juli wegen der HDP-Patenschaftskampagne für bedürftige Familien in der Corona-Krise verhaftet worden war.

Der kurdische Lokalpolitiker Naci Kızıler ist in der Provinz Gurgum (türk. Maraş) festgenommen worden. Antiterroreinheiten der türkischen Polizei stürmten am Freitagvormittag die Wohnung des Ko-Vorsitzenden des Kreisverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Markaz (Pazarcık) und brachten ihn in das Polizeipräsidium der Provinzhauptstadt. Was Kızıler vorgeworfen wird, ist noch unklar. Vermutlich geht es um fadenscheinige „Terrorismusvorwürfe“.

Naci Kızıler wurde erst kürzlich aus der Untersuchungshaft entlassen. Anfang Juli waren der Politiker sowie drei weitere Vorstandsmitglieder der HDP im Zusammenhang mit einer Patenschaftskampagne für bedürftige Familien in der Corona-Krise verhaftet worden. Die Ermittlungsbehörden werfen den Politikern vor, „Finanzmittel für die Organisation“ – gemeint ist die PKK – beschafft zu haben. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft seien Spenden für die Anfang April von der HDP initiierten Kampagne an die Guerilla weitergeleitet worden. Beweise für die Anschuldigungen existieren nicht. Das Verfahren ist weiter anhängig.

Hunderttausende bedürftige Menschen unterstützt

An der Kampagne, mit der zehntausende Familien unterstützt werden konnten, hatten sich weltweit unterschiedliche Gruppierungen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Familien, Einzelpersonen und sogar Schulklassen beteiligt. So hatten beispielsweise Schulklassen im schwedischen Söderhamn mehrere tausend Kronen bei der Stadtreinigung und Feldarbeit verdient und an Patenfamilien geschickt. In Deutschland beteiligte sich unter anderem die Föderation demokratisch-alevitischer Maraş-Vereine (MARDEF) mit einem Beitrag von 1.500 Euro. Diese Spende wird in dem Verfahren gegen Kızıler von der Staatsanwaltschaft als Beweis für die Anschuldigungen gegen den Politiker herangezogen.