Gouverneur beschuldigt Bevölkerung für Corona-Ausbreitung

In der nordkurdischen Provinz Wan steigen die Corona-Fälle weiter an. Trotz massiver Fehler bei der Prävention macht der Zwangsverwalter und Gouverneur die Bevölkerung für die Ausbreitung verantwortlich.

In der nordkurdischen Provinz Wan (türk.: Van) steigt die Zahl der Corona-Fälle immer stärker an. Bisher wurden 64.000 Einwohner*innen und Dutzende Siedlungen unter Quarantäne gestellt. Die Situation der Menschen in Quarantäne ist teilweise hochproblematisch, da ihre Versorgung nicht sichergestellt ist und sie oft ihrem Schicksal überlassen werden. Die offizielle Fallzahl liegt bei 500 Corona-Erkrankungen. Die reale Zahl dürfte weit höher liegen, da die Regierung die Pandemie wochenlang relativierte und ignorierte. Als bereits alle Veranstaltungen verboten waren, erlaubte der Gouverneur am 5. Mai eine Trauerveranstaltung der dschihadistischen Tevhid-Gruppe im Dorf Siyavan (Ortanca). Diese dschihadistische Propagandaveranstaltung wurde zum Hotspot einer neuen Infektionswelle. Hinzu kam eine illegale Trauerfeier in Êrdmed (Edremit).

Angesichts der Verfehlungen der Zwangsverwaltung, die Pandemie einzudämmen und Veranstaltungen wie die in Sivayan zu verhindern, klingen die von rassistischen Stereotypen geprägten Beschuldigungen des Zwangsverwalters und Gouverneurs von Wan, Mehmet Emin Bilmez, wie Hohn: „In Van findet die Ansteckung nicht auf der Straße, sondern zu Hause statt. Die Kernfamilie hat mindestens 15 bis 20 Geschwister. Wenn sie alle mit Kindern zusammenkommen, dann verdreifacht oder vervierfacht sich ihre Zahl. Wenn einer positiv ist, dann verbreitet sich das auf die ganze Familie.“