Genozidgedenken: Drei Minuten Stillstand in Şengal

In Şengal ist im Gedenken an die Tausenden Todesopfer des IS-Genozids vom 3. August 2014 für drei Minuten das öffentliche Leben angehalten worden.

Im Gedenken an die Todesopfer des von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) begangenen Genozids und Femizids in Şengal ist um 10 Uhr Ortszeit das öffentliche Leben in der nordirakischen Region für drei Minuten angehalten worden. Zu dem Gedenken hatte der Demokratische Autonomierat Şengal aufgerufen.


Geschäfte in der Region ließen die Rollläden herunter, an vielen zentralen Punkten versammelten sich Menschen. Auch Mitglieder der Widerstandseinheiten YBŞ/YJŞ und der ezidischen Sicherheitskräfte standen Spalier.


Als der IS in der Nacht auf den 3. August 2014 Şengal angriff, zogen sich die Peschmerga der südkurdischen Regierungspartei PDK kampflos nach Hewlêr (Erbil) zurück und überließen die Bevölkerung dem Aggressor. Ezid:innen, die in die Hände des IS fielen, erwarteten Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und Versklavung. Die Zahl der Todesopfer wird von verschiedenen Quellen auf 5000 bis 10 000 beziffert, bislang konnten in der Region 81 Massengräber lokalisiert werden. Etwa 7000 Frauen wurden in die Sklaverei verschleppt; einige von ihnen befinden sich bis heute in der Gewalt von IS-Anhängern in anderen Ländern. 2700 bis 2800 Menschen gelten immer noch als vermisst.

Der Autonomierat von Şengal führt im Gedenken an den Völkermord eine Veranstaltungsreihe durch, die bereits im Juli begonnen hat. Für heute ist eine zentrale Demonstration geplant. Darüber hinaus sind Ausstellungen, Seminare und Filmvorführungen angekündigt.

Auch in Europa werden heute in Dutzenden Städten Kundgebungen stattfinden.