Gefallene in Mexmûr beerdigt
Bei dem türkischen Luftangriff auf das Geflüchtetencamp Mexmûr in Südkurdistan sind am Dienstagabend zwei Mitglieder der Selbstverteidigungskräfte ums Leben gekommen. Sie wurden unter großer Anteilnahme beigesetzt.
Bei dem türkischen Luftangriff auf das Geflüchtetencamp Mexmûr in Südkurdistan sind am Dienstagabend zwei Mitglieder der Selbstverteidigungskräfte ums Leben gekommen. Sie wurden unter großer Anteilnahme beigesetzt.
Bei den zeitgleichen Luftangriffen der türkischen Armee am Dienstagabend auf Mexmûr, Şengal und Rojava sind bisherigen Angaben zufolge fünf Menschen ums Leben gekommen. Im Flüchtlingscamp Mexmûr haben zwei Mitglieder der Selbstverteidigungskräfte ihr Leben verloren. Dutzende Bewohner:innen erlitten teilweise schwere Verletzungen.
Die Toten sind am Mittwoch beigesetzt worden. Tausende Menschen versammelten sich um elf Uhr Ortszeit vor dem Zentrum der Angehörigen von Gefallenen und zogen geschlossen durch das Camp bis vor das UN-Büro. Dort hielt Filiz Budak als Ko-Vorsitzende des Volksrats eine Ansprache, in der sie die türkischen Luftangriffe verurteilte und erklärte: „Mexmûr ist das lebende Gedächtnis des Widerstands. Um diese Haltung zu vernichten, führt der türkische Staat jede Form des Angriffs durch. Er will etwas zerstören, was in 27 Jahren Arbeit aufgebaut wurde. Die Bevölkerung von Mexmûr zeigt ihm heute ein weiteres Mal, dass seine Angriffe zum Scheitern verurteilt sind.“
Eine weitere Rede wurde von Hevrê Rêbwar als Vertreter der Kommunistischen Partei in der neben dem Camp gelegenen Kleinstadt Mexmûr gehalten. Rêbwar verurteilte die türkische Staatsführung für ihre völkerrechtswidrigen Angriffe und sprach der Bevölkerung des Camps sein Mitgefühl aus.
Bei der anschließenden Trauerfeier im Kulturzentrum erklärte der Volksratsvorsitzende Yusuf Kara, dass der Widerstand gegen den türkischen Faschismus fortgesetzt wird. Danach wurden die beiden Toten auf dem Friedhof beigesetzt.
Hintergrund: Das Flüchtlingscamp Mexmûr
Das Camp Mexmûr liegt etwa 60 Kilometer südwestlich von Hewlêr (Erbil), der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak (KRI). Seit Juli 2019 steht es unter einem Embargo der südkurdischen Regierungspartei PDK. Ende Dezember wollten irakische Truppen das Camp mit Stacheldraht einzäunen. Nach heftigen Protesten zogen sich die irakischen Kräfte vorerst zurück.
Im Flüchtlingslager Mexmûr leben mehr als 12.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren in den 1990er Jahren aufgrund der Repression des türkischen Staates und der Politik der verbrannten Erde gezwungen, ihre Dörfer in der Botan-Region in Nordkurdistan zu verlassen. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben sie 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet. Die Campbevölkerung bildet damit die größte kurdische Flüchtlingsgemeinschaft weltweit. Offiziell steht Mexmûr unter dem Schutz des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), die allerdings nur noch nominell präsent sind. Die Organisation verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück.