Fünfjähriger in Gever von Armeefahrzeug erfasst und gestorben

Ein fünfjähriges Kind ist in Gever von einem Militärfahrzeug erfasst worden und gestorben. Der Junge war sofort tot. Der Verursacher, ein Stabsunteroffizier der türkischen Armee, bedrohte Zeugen und beging Fahrerflucht.

Bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) ist ein fünfjähriges Kind von einem Militärfahrzeug erfasst und getötet worden. Es war sofort tot. Der Verursacher, ein Stabsunteroffizier der türkischen Armee, bedrohte nach Angaben eines Rechtsanwalts mehrere Zeugenpersonen und fuhr weiter. Laut Behörden sei er inzwischen festgenommen worden, die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Der Unfall ereignete sich am frühen Mittwochabend in der Kreisstadt Gever (Yüksekova). Der Junge war mit seiner Mutter und den Geschwistern als Fußgänger unterwegs, erklärte der Familienanwalt Ömer Faruk Aşkan. Beim Versuch, eine zentrale Landstraße zu überqueren, wurde er von dem gepanzerten Ford Ranger erfasst und mehrere Meter weggeschleudert. Gewerbetreibende und Passanten, die das Unfallgeschehen beobachteten, eilten herbei, um dem Kind zu helfen und verständigten einen Krankenwagen. Dabei kam es wohl zu Protesten gegen den Verursacher.

Laut Aşkan traten mehrere Personen auf das Fahrzeug ein, um den Lenker des Wagens am Wegfahren zu hindern. Dieser sei mit gezückter Waffe ausgestiegen und hätte die Zeugen bedroht, anschließend habe er Fahrerflucht begangen. Der Leichnam des Kindes wurde in das staatliche Krankenhaus in Gever gebracht, die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet.

IHD: Kein Unfall, sondern Mord

In Kurdistan kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, die von gepanzerten Polizei- und Militärfahrzeugen verursacht werden. Häufig handelt es sich bei den Opfern um Kinder. Nach Angaben des Zentrums für Kinderrechte der Rechtsanwaltskammer Diyarbakır (ku. Amed) wurden zwischen 2012 und 2022 mindestens 22 Minderjährige von polizeilichen oder militärischen Fahrzeugen tödlich verletzt. Der Menschenrechtsverein IHD spricht in dem Zusammenhang inzwischen von einer „anderen Form extralegaler Tötungen“ und wirft den Behörden vor, eine Politik der Straflosigkeit zu verfolgen. Weil es nur äußerst selten zu Verurteilungen von Tätern komme, hätten solche Unfälle in Kurdistan mittlerweile systematische Züge angenommen. Seit Jahren fordert die Organisation ein Verbot für Panzerwagen in Wohn- und Geschäftsvierteln, da diese Fahrzeuge Lebensräume zu gefährlichen Orten machten – vergeblich. „Der Tod des fünfjährigen Jungen in Gever war kein Unfall, sondern Mord“, so der IHD.