Die „Friedensdelegation für die Verteidigung von Kurdistan“ (ku. Şanda Aştî ji bo parastina Kurdistan) hat in Hewlêr (Erbil) und Silêmanî Gespräche mit der PDK, YNK, der Gorran-Bewegung, der Vertretung der Autonomieverwaltung von Nordostsyrien, der Kongra Star, der PYD, der ezidischen Partei PADÊ und der HDP geführt. Mitglieder der aus Europa angereisten Delegation waren Hafiz Ahmet Turhalli (Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Kurdistans, CIK), Prof. Dr. Salar Basira, die Ärztin Dr. Zeynep Binici, Roonak Azîz, Glorioso Jun Saturay (Stichting Linangan), Daniel Kopp (Progressive Internationale) und der politische Beobachter Yilmaz Pêşkevin Kaba.
Gegenüber ANF haben sich Jun Saturay und Daniel Kopp zu ihren Eindrücken auf der Delegationsreise geäußert.
Glorioso Jun Saturay (Stichting Linangan)
Der philippinische Künstler Jun Saturay erklärte zu seiner Motivation für die Teilnahme an der Delegation nach Südkurdistan: „Ich bin in den Niederlanden ansässig. Ich bin ein Arbeitsmigrant. Ich habe mich dieser Friedensmission angeschlossen, weil ich mir Sorgen um die Sicherheit der philippinischen Migranten hier in der Region mache. Es gibt mehr als zweitausend philippinische Arbeiter in dieser Region. Mehrere Tausend weitere befinden sich in Ländern wie dem Iran, der Türkei und dem Sudan. In der gesamten Region leben etwa 2,5 Millionen Filipinos. Wenn sich dieser Konflikt verschärft, wird er das Leben und die Sicherheit von Millionen von Filipinos beeinträchtigen. Er wird mit Sicherheit Auswirkungen auf die Filipinos in der Heimat haben. Er wird sich auf die philippinische Wirtschaft auswirken. Unsere Wirtschaft hängt von den Arbeitsmigranten ab. Ich bin aus Solidarität für das kurdische Volk hier. Wir haben die gleichen Interessen. Unsere Sicherheit und unser Schicksal sind mit dem Schicksal unserer kurdischen Brüder und Schwestern verbunden. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, den Kampf des kurdischen Volkes für Frieden, Demokratie und Selbstbestimmung zu unterstützen. Denn er ist legitim und es kann keinen Zweifel daran geben, dass sie das Recht haben, ihre eigenen Territorien und ihr Leben dort zu verteidigen."
Daniel Kopp (Progressive Internationale)
Daniel Kopp, Mitglied der Friedensdelegation und Sprecher von Progressive International, erklärte, dass der türkische Staat seine Invasionsangriffe gegen Kurdistan unter Berufung auf seine geopolitischen Bedenken verstärkt habe. Der türkische Staat nutze seine NATO-Mitgliedschaft zur Rechtfertigung der Invasion. Wenn ein Konflikt universell sei, sollte auch der Widerstand universell werden, so Kopp:
„Ich bin der Sprecher der Progressiven Internationale, die Millionen von Menschen von Lateinamerika bis Nordamerika, Asien und Afrika auf der ganzen Welt vertritt. Wir haben uns dieser Delegation angeschlossen, weil wir uns für die Rechte der unterdrückten Völker einsetzen. Wir kämpfen für Freiheit und Frieden für alle Menschen auf der Welt. Deshalb haben wir uns dieser Friedensdelegation angeschlossen, um den Rückzug der türkischen Truppen, die illegal in Südkurdistan einmarschieren, und den Rückzug des gesamten türkischen Militärs in Kurdistan zu fordern. Wir haben uns dieser Delegation angeschlossen, weil wir über vier verschiedene Dinge besorgt sind, die eng miteinander verbunden sind. Wir sind besorgt über die illegale Invasion in Südkurdistan. Wir sind besorgt über die zunehmende Bedrohung durch eine weitere Invasion in Rojava. Wir sind besorgt über die anhaltende Unterdrückung und Repression des kurdischen Volkes und der Oppositionellen in Nordkurdistan. Wir sind besorgt über den Versuch des türkischen Staates, die kurdische Solidarität zu unterdrücken, sei es von einer Person wie mir oder vom kurdischen Volk selbst in Europa und an anderen Orten der Welt. Wir sind auch besorgt darüber, wie der türkische Staat die aktuelle geopolitische Situation mit dem Krieg in der Ukraine und der NATO-Erweiterung in Europa mit dem geplanten Beitritt Finnlands und Schwedens zur Organisation ausnutzt, um sich das Schweigen der internationalen Gemeinschaft angesichts der türkischen Aggression zu erkaufen. Da die Türkei versucht, diesen Konflikt zu internationalisieren, indem sie ihn in alle vier Teile Kurdistans, aber auch nach Europa und in die USA trägt, müssen wir auch den Widerstand internationalisieren. Aus diesem Grund haben wir uns dieser Delegation angeschlossen. Wir haben bisher mit verschiedenen politischen Parteien und Akteuren der Zivilgesellschaft gesprochen. Alle waren offen dafür, das Thema der illegalen Invasion, die gerade stattfindet, zu diskutieren. Wir haben sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Einige sehen sie als legitime Selbstverteidigung an, andere verurteilen klar, was auch der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestags als illegalen Verstoß gegen das Völkerrecht bezeichnet hat. Wir werden nach unserer Rückkehr nach Europa über unsere Erkenntnisse berichten."