Folteropfer Ahmet Gürdeğir in Çewlîg verhaftet

Der am Dienstag zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen festgenommene Ahmet Gürdeğir aus Çewlîg ist verhaftet worden. Dem 34-Jährigen wird „Terrorunterstützung“ im Zusammenhang mit der Inhaftierung eines vermeintlichen PKK-Mitglieds vorgeworfen.

Vier Tage nach der erneuten Festnahme von Ahmet Gürdeğir in Çewlîg (tr. Bingöl) hat ein türkisches Gericht in der Provinz Untersuchungshaft gegen den Kurden angeordnet. Dem 34-Jährigen aus dem Dorf Kadîmadrak (Kerpiksuyu) wird „Unterstützung für eine Terrororganisation“ – gemeint ist die PKK – vorgeworfen. Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit der Inhaftierung von Sonuç Gürdeğir, der am 24. August in Istanbul festgenommen und nach elftägigem Polizeigewahrsam als vermeintlicher Gebietsverantwortlicher der PKK verhaftet worden war.

Fünf Tage nach der Festnahme von Sonuç Gürdeğir in Istanbul waren am 29. und 30. August mehrere Häuser seiner Verwandtschaft in Kadîmadrak durchsucht worden. Im Zuge der Razzien wurden Ahmet Gürdeğir und fünf weitere Familienmitglieder vorübergehend festgenommen, gegen vier von ihnen erließ das Gericht Haftbefehl. Er selbst kam gegen Meldeauflagen auf freien Fuß. Vergangenen Dienstag wurde das Dorf der Familie Gürdeğir erneut von türkischen Sicherheitskräften überfallen. Beide Razzien waren geprägt von Polizeigewalt, Todesdrohungen und Beleidigungen durch Beamte von Polizei und Militär, Beweise für die vorgeworfene Terrorunterstützung gibt es offenbar nicht.

Racheakt an kurdischer Gesellschaft

Der Menschenrechtsverein IHD sprach in einem Bericht von „schwerer Folter“ an den Angehörigen von Sonuç Gürdeğir, die sich auch in Gewahrsam fortgesetzt habe. Das Vorgehen gegen die Familie deutet auf einen Racheakt des türkischen Staates an der kurdischen Gesellschaft hin. Die regierungsnahe Presse betreibt seit Wochen Sensationsmache und stigmatisiert Sonuç Gürdeğir als „Terroristen und Polizistenmörder“. Dadurch wird auch seine in Çewlîg lebende Verwandtschaft in die zugeschnittene Terrorschablone gepresst. Allein der 18-jährige Azad Gürdeğir war bei einer Razzia von fünf Polizisten misshandelt worden, zitierte der IHD die Tante des jungen Mannes.