Vor drei Jahren ist Zekî Şengalî (Ismail Özden) bei einem gezielten türkischen Drohnenangriff in Şengal ums Leben gekommen. An seinem Grab auf dem Gefallenenfriedhof „Şehîd Berxwedan û Şehîd Dilgeş“ ist heute an den ezidischen Revolutionär erinnert worden. Şengalî war Mitglied der ezidischen Koordination Şengal und des KCK-Exekutivrates und wurde von der Bevölkerung „Mam Zekî“ genannt.
Die Gedenkveranstaltung begann mit einer Militärzeremonie und einer Schweigeminute. Anschließend hielt Arîf Şengalî eine Ansprache im Namen der Kommandantur der Widerstandseinheiten Şengals (Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ) und der autonomen Fraueneinheiten YJŞ (Yekinêyen Jinên Şengalê). Der YBŞ-Kommandant sagte in seiner Rede: „Mam Zekî stellte für die ezidische Gemeinschaft einen großen Wert dar. Wir betrachten ihn nicht nur als Politiker. Für uns war er eine Schule. Heute führen Tausende seiner Schülerinnen und Schüler seinen Kampf fort. Mam Zekî war eine Führungspersönlichkeit und hat Tag und Nacht für sein Volk gearbeitet. Er hatte eine wichtige Mission und hat sich für die Sicherheit und Selbstbestimmung der ezidischen Gemeinschaft eingesetzt. Deshalb ist er ermordet worden. Wir werden ihn und die anderen Gefallenen rächen.“
Arîf Şengalî betonte in seiner Rede, dass die ezidische Gesellschaft sich seit dem Genozid von 2014 verändert hat: „Das sollte allen klar sein, die versuchen, diese Gemeinschaft für ihre eigenen Interessen zu benutzen. Wir werden unseren Kampf nicht aufgeben.“
Nach der Militärzeremonie wurden Blumen am Grab niedergelegt und es wurde ein Film über das Leben und den Kampf von Zekî Şengalî gezeigt.
Grabstätte von Zekî Şengalî (Ismail Özden) in Şengal
Wer war Zekî Şengalî?
Zekî Şengalî ist am 15. August 2018 bei einem Luftangriff der türkischen Armee tödlich verletzt worden. Der Anschlag auf das Fahrzeug des ezidischen Kurden ereignete sich auf der Rückfahrt von einer Gedenkveranstaltung im Dorf Koço. Das Dorf war am 15. August 2014 fast vollständig von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgelöscht worden.
Zekî Şengalî, der von der ezidischen Bevölkerung liebevoll Mam Zekî (Onkel) genannt wird, kam 1952 in der nordkurdischen Provinz Êlih (türk. Batman) zur Welt. Die Repression und Unterdrückung in der Türkei trieben viele ezidisch-kurdische Familien in die Flucht. So auch die Familie Özden, die 1969 nach Deutschland ging.
Zekî Şengalî engagierte sich bereits früh für die kurdische Freiheitsbewegung, der er sich 1987 anschloss. Aufgrund seiner politischen Arbeit befand er sich ab 1990 eine Zeitlang in deutscher Haft. Kompromisse ging Şengalî trotz der Unterdrückung und angedrohten Gefahr nicht ein. Seine revolutionäre Persönlichkeit beeindruckte viele Menschen. Mam Zekîs Sohn Qasim Özden (Sîpan) und seine Nichte Xanê Esmer Demir traten ebenfalls der kurdischen Freiheitsbewegung und sind im Guerillakampf gefallen.
1999 traf Şengalî die Entscheidung, zurück nach Kurdistan zu gehen. Dort angekommen, verschlug es ihn zunächst nach Êzîdxan, ins Land der Eziden in Südkurdistan. In Şengal, Şêxan und vielen anderen Orten setzte er sich für die Organisierung der ezidischen Bevölkerung ein. Als am 3. August 2014 der „Islamische Staat“ Şengal überfiel, kehrte Mam Zekî dorthin zurück und nahm als Mitglied der ezidischen Koordination Şengals an den Aufbauarbeiten eigener autonomer Strukturen teil.