Eckpunkte einer gemeinsamen kurdischen Strategie

Auf einer Online-Konferenz des KNK haben sich Eckpunkte für eine übergreifende kurdische Strategie gegen die Angriffe des türkischen Staates herauskristallisiert.

Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) hat am Samstag eine Online-Sitzung veranstaltet, um eine gemeinsame Haltung zu den Besatzungsangriffen des türkischen Staates festzulegen. An der Versammlung nahmen Vertreter:innen von Parteien und Organisationen aus allen vier Teilen Kurdistans sowie Intellektuelle, Kunstschaffende und Journalist:innen teil. Insgesamt waren es über 200 Personen aus Hewlêr, Silêmanî, Dihok, Kobanê, Qamişlo und weiteren kurdischen Städten sowie aus Europa, den USA und Russland, die sich an der Online-Konferenz beteiligten. In der Diskussion wurde betont, dass dringend eine gemeinsame kurdische Haltung gegen den türkischen Expansionismus bezogen werden muss. Dabei kristallisierten sich die Eckpunkte einer solchen Haltung heraus, die in den kommenden Tagen in ausführlicher Form veröffentlicht werden soll. Einige dieser Eckpunkte sind folgende:

Gemeinsame Strategie

Die türkischen Angriffe und Vernichtungsoperationen von Efrîn bis Serêkaniyê, von Şengal bis Avaşîn finden im Rahmen eines Konzepts statt und können nur mit einer gemeinsamen Strategie wirksam bekämpft werden.

Unterstützung des Widerstands

Der türkische Staat führt Krieg mit modernster Waffentechnologie. Die kurdische Guerilla darf in ihrem Widerstand nicht alleingelassen werden. Der Widerstand muss weltweit mit Demonstrationen und diplomatischen Initiativen unterstützt werden.

Aufruf an USA und EU

Die PKK kämpft bisher allein gegen den türkischen Expansionismus und ist eine kurdische Befreiungsbewegung. Sie darf nicht kriminalisiert werden und gehört nicht auf die „Terrorlisten“ der USA und der EU.

Gemeinsame Haltung

Unterschiedliche Ideologien und die Zugehörigkeit zu verschiedenen Parteien dürfen kein Hindernis für eine gemeinsame Haltung gegen den türkischen Staat sein. So wie das kurdische Volk 2014 geschlossen für Kobanê eingetreten ist, fällt eine ähnliche Haltung heute in die nationale Verantwortung.

Niemand darf schweigen

Das Schweigen einiger Kräfte aus Südkurdistan zu den aktuellen Angriffen muss kritisiert werden. Es sollten Delegationen gebildet werden, um mit diesen schweigenden Kräften und insbesondere mit der Regierung zu sprechen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass diese schweigenden Kreise das erste Angriffsziel sein werden, wenn die türkischen Angriffe erfolgreich sein sollten.

Mit einer Stimme sprechen

Wenn das kurdische Volk mit einer Stimme gegen die Angriffe des türkischen Staates protestiert, werden auch die internationalen Mächte ihr Schweigen brechen müssen. Mit einer einzigen Stimme werden die Kurd:innen weltweit besser gehört. Es muss eine Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, um die weltweiten Medien über das Ziel der türkischen Angriffe zu informieren.

Das Ziel des türkischen Staates

Der türkische Staat will das hundertjährige Jubiläum des Lausanner Vertrages für eine Umwandlung des Mittleren Ostens nutzen und bei dieser Gelegenheit alle vom kurdischen Volk errungenen Rechte zunichte machen. Wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts will der türkische Staat jetzt einen Genozid an den Kurd:innen verüben.

Südkurdistan ist in Gefahr

Die Annahme, dass die aktuelle Invasion sich nur gegen die PKK richtet, steht für politische Blindheit. Die Errungenschaften der Bevölkerung von Südkurdistan sind in großer Gefahr. Die Angriffe auf die Guerillagebiete Zap, Avaşîn und Metîna sind Teil des Plans, den der türkische Staat gegen Şengal und Kerkûk verfolgt.

Warnung für Ostkurdistan

Es besteht die Gefahr, dass das Vernichtungskonzept, das zurzeit im Norden, Süden und Westen Kurdistans umgesetzt wird, auch auf den Osten übergreift. Daher ist es eine dringende Notwendigkeit, die Kämpfe in allen vier Teilen Kurdistans zu vereinen.