Drohnenangriff auf Fahrzeug in Pêncewîn
Erneut hat eine Drohne türkischer Herkunft im südkurdischen Pêncewîn ein Fahrzeug bombardiert. Bei dem Angriff sollen drei Menschen getötet worden sein.
Erneut hat eine Drohne türkischer Herkunft im südkurdischen Pêncewîn ein Fahrzeug bombardiert. Bei dem Angriff sollen drei Menschen getötet worden sein.
Erneut hat ein unbemanntes Kampfflugzeug türkischer Herkunft einen Angriff in der Kurdistan-Region Irak (KRI) verübt. Ziel des Drohnenangriffs am Sonntag um etwa 13:30 Uhr Ortszeit war ein ziviles Fahrzeug. Laut der dem Sicherheitsrat der KRI unterstehenden Generaldirektion für Terrorismusbekämpfung (CTD) sollen dabei drei „PKK-nahe Personen“ getötet worden sein. Die Angaben ließen sich bisher nicht überprüfen.
Der Luftangriff ereignete sich im Distrikt Pêncewîn (auch Pêncwên, dt. Pendschwin), der im äußersten Osten des Gouvernements Silêmanî liegt. Der Wagen bewegte sich auf einer Straße am Rande des Dorfes Zengîder (Zangidar), das zum gut zehn Kilometer nördlich von Pêncewîn gelegenen Unterdistrikt Germkê (Garmk) gehört. Nähere Einzelheiten zu dem Angriff und der Identität der angeblichen Opfer wurden von den KRI-Behörden nicht bekannt gegeben.
Pêncewîn liegt 60 Kilometer östlich der Metropole Silêmanî und gut 200 Kilometer von der türkisch-irakischen Staatsgrenze entfernt. Dennoch greift die Türkei die Region regelmäßig unter dem Deckmantel der sogenannten Grenzverteidigung mit Drohnen und Kampfflugzeugen an. Zuletzt hatten türkische Drohnen am vergangenen Donnerstag das Dorf Saliawa bei Pêncewîn drei Mal bombardiert. Vor rund zwei Wochen hatte eine Killermaschine mit Quelle Ankara ebenfalls bei Pêncewîn drei Menschen in einem Auto getötet. Der Anschlag ereignete sich auf einer viel befahrenen Verkehrsstraße, die Opfer waren Zivilpersonen. Zwei Tage später wurde in relativer Nähe ein beliebtes Naherholungsgebiet von einer türkischen Drohne erfasst. Menschen wurden nicht verletzt.
Pêncewîn beherbergt große Naturschutzgebiete und viele Bergdörfer. In höherer Lage halten sich auch verschiedene Oppositionsgruppen auf, die in Rojhilat ansässig sind. Unter ihnen sind unter anderem die Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK) sowie deren Guerillaorganisationen HPJ (Frauenverteidigungseinheiten) und YRK (Verteidigungskräfte Ostkurdistans). Sie setzen sich für Autonomie und die Rechte der Kurdinnen und Kurden in Iran ein, Aktivitäten in der Türkei betreiben sie nicht.
Die YRK-Generalkommandantur hatte erst gestern von einem Ausbau des türkischen Drohnenkriegs in der irakisch-iranischen Grenzregion gewarnt. Vor allem die Gegend um Pêncewîn sowie das nahegelegene Asos-Gebirge erlebten derzeit einen rasanten Anstieg von Drohnenangriffen aus der Türkei. Diese ungerechtfertigte Militärgewalt verursache immense materielle wie immaterielle Schäden bei der Zivilbevölkerung, hieß es. Lokale Behörden und Medien berichten zudem seit Wochen von schweren Waldbränden im Großraum von Pêncewîn, die durch die permanenten Bombardements türkischer Killermaschinen verursacht würden.
Türkischer Staatsterror gegen Zivilbevölkerung
Unter dem Vorwand der „Bekämpfung des Terrors“ kommt es seit dem einseitigen Abbruch des Dialogprozesses zwischen Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung durch Recep Tayyip Erdoğan im Sommer 2015 regelmäßig zu Luft- und Bodenangriffen der türkischen NATO-Armee, die sich nicht nur gegen die Guerilla in Südkurdistan, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung richten. Seitdem sind nach Recherchen des Nationalkongress Kurdistan (KNK) rund 180 Zivilpersonen in der KRI bei Angriffen der Türkei ums Leben gekommen, mehr als 200 weitere wurden verletzt (Stand Juli 2023). Dabei erwies sich nach Angaben der christlichen Friedensinitiative Community Peacemaker Teams (ehemals „Christian Peacemaker Teams“, kurz: CPT) 2022 als das blutigste Jahr. Mindestens zwanzig Zivilpersonen, darunter sechs Kinder, wurden bei türkischen Bombardements getötet, 58 weitere sind verletzt worden. Die Regierungen westlicher Staaten erheben dagegen keinerlei Einwände – die tödlichen Angriffe der Türkei auf die kurdische Bevölkerung bleiben für Ankara folgenlos.