Kurdischer Dorfbewohner in Licê verhaftet

In Licê ist ein kurdischer Dorfbewohner wegen Terrorvorwürfen verhaftet worden. Mehrere Ortschaften in der Region sind aufgrund einer Militärblockade weiterhin gesperrt.

Ein am Vortag im Zuge einer Militäroperation in Licê von Soldaten der türkischen Armee festgenommener Dorfbewohner ist verhaftet worden. Die Strafabteilung des Amtsgerichts in der Kreisstadt bei Amed (tr. Diyarbakir) erließ am Sonntag Haftbefehl gegen Mehmet Şah Bozkuş. Dem Mann wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Seine Frau Azize Bozkuş ist nach polizeilichen Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Das Paar aus dem Dorf Mişrif war am Samstag bei einer Hausstürmung am Rande einer luftunterstützten Operation festgenommen worden. Aufnahmen des kurdischen Fernsehsenders Medya Haber zeigen die verwüstete Wohnung der beiden. Zeugenangaben zufolge seien sie bei der Festnahme von Soldaten misshandelt worden. Dass Beweise gegen Bozkuş wegen sogenannter terroristischer Aktivitäten vorliegen, ist unwahrscheinlich. Für den türkischen Staat gilt faktisch jeder Kurde als potenzieller Terrorist.

Die über die Dörfer Kerwas, Nenyas, Licok, Helhel und Mişrif verhängte Ausgangssperre ist unterdessen weiter in Kraft. Hintergrund sind Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Volksverteidigungskräfte (Hêzên Parastina Gel, HPG) und türkischen Soldaten, zu denen es am Samstag im Vorfeld der Militärbelagerung gekommen war. Bei den Gefechten soll ein Soldat offiziellen Angaben zufolge ums Leben gekommen sein, mindestens drei weitere seien verletzt worden. Medya Haber berichtete von einer weitaus höheren Zahl tödlicher Verluste in den Reihen der türkischen Armee. Die Agentur Mezopotamya (MA) meldete, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der abgeriegelten Dörfer von Militärs mit dem Tod bedroht wurden. Die HPG haben sich zu den Vorfällen in Licê bislang nicht geäußert.