Deutsche Ärztin in Mexmûr: Embargo sofort aufheben

Seit dem 17. Juli steht das Flüchtlingscamp Mexmûr in Südkurdistan unter einem Embargo. Niemand darf das Camp betreten oder verlassen. Die Hamburger Ärztin Dr. Medya Ayvan fordert die sofortige Aufhebung der Blockade.

Das Geflüchtetencamp Mexmûr nahe der südkurdischen Metropole Hewlêr (Erbil) wird weiterhin von der Außenwelt abgeschottet. Die Demokratische Partei Kurdistans (PDK) nahm das Attentat auf einen türkischen Konsulatsmitarbeiter vom 17. Juli in Hewlêr zum Vorwand, um über das Camp ein Embargo zu verhängen. Seitdem ist die Straße aus Hewlêr in Richtung Mexmûr geschlossen.

Dr. Medya Avyan vom Gesundheitskomitee Mexmûr ist seit vielen Jahren in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung Südkurdistans aktiv. Die Ärztin stammt ursprünglich aus Hamburg und lebt seit mehr als 25 Jahren in Kurdistan. Gegenüber der Nachrichtenagentur RojNews äußerte sie sich zur aktuellen Situation im Geflüchtetencamp und forderte die Vereinten Nationen und andere internationale Menschenrechtsorganisationen auf, ihren humanitären Pflichten nachzukommen, damit die Blockade über Mexmûr aufgehoben wird.

Die Ärztin erinnert daran, dass das Camp unter dem offiziellen Schutz der UN sowie der südkurdischen Autonomieregierung und der irakischen Zentralregierung in Bagdad steht. „Die Behörden haben ihre Verantwortung gegenüber den Menschen im Lager in der Vergangenheit bis zu einem gewissen Grad zwar erfüllt, als der IS aber begann, Mexmûr anzugreifen, zogen sich das UNHCR und die irakische Regierung zurück. Was die Bedürfnisse wie medizinische Versorgung, Nahrungsmittel, Bildung und Sicherheit betrifft, ist das Camp seitdem auf sich allein gestellt. Zudem wurde Mexmûr mehrfach von Kampfflugzeugen der türkischen Luftwaffe bombardiert. Doch sowohl die Vereinten Nationen als auch die Regierungen in Hewlêr und Bagdad haben zu diesen Angriffen geschwiegen”, erklärt Dr. Medya Ayvan.

Zwei Schwangere haben ihre Babys verloren

Das Embargo über Mexmûr trifft insbesondere kranke Menschen, die auf eine ärztliche Behandlung außerhalb des Camps angewiesen sind. „Patienten, die wir im Lager medizinisch nicht angemessen versorgen können, überweisen wir an Krankenhäuser in Hewlêr. Es gibt hier einige Schwerkranke, die eine dringende Behandlung benötigen. Da die Straßen gesperrt sind, können sie nicht versorgt werden. Ihre Situation und die der Notfallpatienten verschlechtert sich durch die Blockade erheblich. In den letzten Tagen haben zwei Frauen ihre Babys verloren, weil Sicherheitskräfte der PDK ihnen die Fahrt nach Hewlêr verweigerten. Ein anderer Patient musste aufgrund einer Blinddarmentzündung dringend in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Er durfte das Camp erst verlassen, nachdem es zu einem Blinddarmdurchbruch kam“, so die Ärztin.

Dringender Appell

Die Politik dürfe keinen Einfluss auf das Recht auf Gesundheit nehmen, fordert Dr. Medya Ayvan. „Deshalb appelliere ich an das UNHCR, Ärzte ohne Grenzen, Internationale Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen sowie alle demokratischen Kreise, angesichts des Embargos über Mexmûr nicht zu schweigen und dafür zu sorgen, dass die Blockade aufgehoben wird.“