Chemiewaffenangriffe: HPG veröffentlichen Namen von fünf Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Çekdar Oremar, Mardîn Penaber, Roza Hedar, Rojhat Dilbirîn und Serhed Agirî sind im Juli bei einem Giftgaseinsatz der türkischen Armee am Girê Hekarî in Metîna ums Leben gekommen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von fünf gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. Çekdar Oremar, Mardîn Penaber, Roza Hedar, Rojhat Dilbirîn und Serhed Agirî sind am 4. Juli bei einem Giftgaseinsatz der türkischen Armee am Girê Hekarî in der südkurdischen Region Metîna ums Leben gekommen.

„Angesichts des Widerstands der Guerilla, die heute in den freien Bergen Kurdistans dafür kämpft, dass Menschen wie Menschen leben können, gelingt es dem türkischen Staat nicht, die von ihm gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Aus diesem Grund greift er die Freiheitsguerilla Kurdistans mit international geächteten Bomben und chemischen Waffen an. Im Widerstandsgebiet Girê Hekarî in Metîna wurde ein epischer Widerstand gegen die türkische Besatzung geleistet. Aus den Kriegstunneln heraus und mit mobilen Einheiten wurden dem Feind mit reichhaltigen Aktionsformen massive Schläge verpasst. Die Kämpferinnen und Kämpfer stellten Waffen und militärisches Material der feindlichen Soldaten sicher und brachten einen Hubschrauber zum Absturz. Unsere Weggefährt:innen Çekdar, Mardîn, Roza, Rojhat und Serhed waren die Architekt:innen dieses Widerstands. Sie haben mit großer Opferbereitschaft und überzeugt vom Sieg professionell gekämpft und dem Feind eine historische Lektion erteilt. Der auf einen Völkermord abzielende türkische Staat hat erneut auf unehrenhafte Weise ein Kriegsverbrechen begangen, unsere Genossinnen und Genossen sind durch den tagelangen Einsatz von Chemiewaffen gefallen. Trotzdem hat der türkische Staat den legendären apoistischen Widerstand nicht brechen können“, erklären die HPG und sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.

                             

Codename: Çekdar Oremar
Vor- und Nachname: İhsan Turus
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Hamit
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Metîna

 

 

Codename: Mardîn Penaber
Vor- und Nachname: Beybûn Kara
Geburtsort: Mexmûr
Namen von Mutter und Vater: Medine – Cemil
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Metîna

 

 

Codename: Roza Hedar
Vor- und Nachname: Pakize Gündüz
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Besra – Celal
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Metîna

 

 

Codename: Rojhat Dilbirîn
Vor- und Nachname: Yunus Sümer
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Zübeyde – Ramazan
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Metîna

 

 

Codename: Serhed Agirî
Vor- und Nachname: Tahri Mustafa Cuma
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Zelixa – Mustafa
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Metîna

 

Çekdar Oremar


Çekdar Oremar ist in Gever in der nordkurdischen Provinz Colemêrg geboren und gehörte dem Stamm der Oremarî an. Aus seiner Verwandtschaft schlossen sich viele Menschen der kurdischen Befreiungsbewegung an und er kannte die PKK bereits als Kind. Als Reaktion auf den IS-Angriff auf Kobanê ging er 2014 zur Guerilla. Harte Arbeit war er bereits aus seiner Familie gewohnt und ihm war bewusst, dass auch in den Bergen alle Errungenschaften erarbeitet werden müssen. Seine selbstlose Einsatzbereitschaft wurde durch eine ideologische und militärische Ausbildung ergänzt. Er konzentrierte sich auf die neuen Guerillataktiken und erlernte den professionellen Umgang mit verschiedenen Waffen. Gleichzeitig zeigte er großen Einsatz bei der Errichtung von Tunnelanlagen. In den Gebieten Zap, Cilo und Gare beteiligte er sich am Aufbau der notwendigen Infrastruktur und an diversen Guerillaaktionen. Dabei erwarb er wichtige militärische Erfahrungen und ging 2018 schließlich nach Metîna, wo er bis zuletzt am Girê Hekarî arbeitete und kämpfte.

Mardîn Penaber


Mardîn Penaber ist in Mexmûr geboren und gehörte dem Stamm der Goyî an. Die Bevölkerung von Camp Mexmûr setzt sich aus den durch die Dorfverbrennungen in der nordkurdischen Botan-Region in den 1990er Jahren Vertriebenen und ihren Nachkommen zusammen. Mardîn wuchs mit einem entsprechenden Bewusstsein auf. Sie war die Nichte von Zehra Penaber, die im Widerstand gegen den IS in Kobanê ums Leben gekommen ist. 2016 schloss sie sich der Guerilla an. Kurz danach verloren ihre Geschwister Mardîn und Zindan im Widerstand für Selbstbestimmung in Cizîr und Şirnex ihr Leben. Ihr Guerillaleben war daher von Beginn an von ihrer Verbundenheit mit den Gefallenen geprägt. Durch die Ausbildung in den Bergen wurde ihr die Stärke von Frauen bewusst und sie setzte sich mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Danach arbeitete sie innerhalb der Strukturen der Jugendorganisation Komalên Ciwan und absolvierte eine militärische Fachausbildung. Seit 2020 kämpfte sie in Metîna.

Roza Hedar


Roza Hedar ist im Dorf Biryas in Amed-Licê geboren. Ihre Kindheit wurde von Erzählungen über ihre im Befreiungskampf gefallenen Verwandten geprägt. Sie verfolgte die Entwicklungen in allen Teilen Kurdistans mit großem Interesse und wurde vor allem von Kampf um Kobanê beeinflusst. 2015 schloss sie sich der Guerilla an. In den Bergen lernte sie die Inhalte der PKK näher kennen und beschäftigte sich mit der von Abdullah Öcalan vorgelegten Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Persönlichkeit. Der Kampf für eine basisdemokratische, gendergerechte und ökologische Gesellschaft und die weltweite Verbreitung dieses Paradigmas wurden für sie zum wesentlichen Ziel. Gleichzeitig erlernte sie militärische Fähigkeiten und wurde zu einer kompetenten Militanten der YJA Star. Sie kämpfte mehrere Jahre gegen den IS und ging anschließend als Kommandantin einer Einheit nach Metîna.

Rojhat Dilbirîn


Rojhat Dilbirîn ist in Amed-Farqîn zur Welt gekommen. Seine Familie und sein soziales Umfeld waren patriotisch und er erlebte die Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den türkischen Staat aus unmittelbarer Nähe. Weil er nicht lange zur Schule ging, war er der staatlichen Assimilierungspolitik wenig ausgesetzt. Er sympathisierte früh mit der Guerilla und entschloss sich 2015, ein Freiheitskämpfer zu werden. Ausschlaggebend für seinen Beitritt zur Guerilla war sein Wunsch nach Rache angesichts der Massaker des türkischen Staats und des IS in Kurdistan. Das natürliche Leben und der genossenschaftliche Umgang in den Bergen beeindruckten ihn und er absolvierte eine Grundausbildung, in der er sich schnell weiterentwickelte. Er hielt sich lange Zeit in den Regionen Avaşîn und Zap auf und gewann militärische Erfahrung, die er an sein Umfeld weitergab und damit für eine kollektive Entwicklung sorgte. Nach einer militärischen Weiterbildung ging er nach Metîna und beteiligte sich an der Errichtung von Tunnelanlagen und Verteidigungsstellungen. Seit 2021 kämpfte er mit großem Mut gegen die türkischen Invasionstruppen.

Serhed Agirî


Serhed Agirî stammte aus Kobanê und erlebte den legendären Widerstand gegen den IS im Jahr 2014 mit. Die mutigen Kämpferinnen und Kämpfer, die dem IS die erste Niederlage bereiteten, wurden zu seinen Vorbildern. 2019 schloss er sich mit großer Begeisterung der Guerilla an. Er gewöhnte sich schnell an seine neuen Lebensumstände in den Bergen und setzte sich mit den Inhalten der kurdischen Befreiungsbewegung auseinander. Nach einer ideologischen und militärischen Ausbildung ging er nach Metîna, wo er sich unermüdlich an der Errichtung von Stellungen und der Vorbereitung der notwendigen Infrastruktur beteiligte. Als die türkische Armee am 25. Mai 2022 den Girê Hekarî angriff, gehörte er trotz seiner fehlenden Kriegserfahrung zu den ersten Kämpfer:innen, die zum Gegenschlag ausholten. Seinen Widerstand setzte er bis zum letzten Moment seines Lebens fort.