Egîd Civyan (Vahdettin Karay), Mitglied des HPG-Kommandorats und Kommandant der Region Botan, ist am 11. September in Wan-Şax (türk. Van-Çatak) bei einer erfolgreichen Aktion gegen die Koordinatoren einer Militäroperation ums Leben gekommen. Das hat das Hauptquartier des Volksverteidigungszentrums (kurd. Navenda Parastina Gel, NPG) bekannt gegeben.
Die Kommandantur des Hauptquartiers teilt dazu mit:
„Am 11. September sind Egîd Civyan (Vahdettin Karay), Canfeda Goyî (Tekin Yıldırım) und Hebûn Girê Spî (Xelîl Kavûs) im Kampf gegen die türkischen Kolonialisten- und Besatzerkräfte im Gebiet Masîro in Wan-Şax gefallen. Egîd Civyan war Mitglied des HPG-Kommandorats, unser Kommandant in der Region Botan und Kommandant der Kräfte, die in Şengal gegen den Ferman am ezidischen Volk interveniert haben. Wir sprechen den wertvollen Familien der Gefallenen, unserem Volk in Gever und der ganzen Region Botan, unserer heldenhaften Guerilla und dem gesamten Volk Kurdistans unser Beileid aus. Das Versprechen, das wir allen unseren Gefallenen geben, erneuern wir angesichts dieser mutigen Gefallenen.
Die am frühen Morgen des 11. September im Gebiet Masîro eingeleitete Besatzungsoperation hat wie immer mit einem Luftangriff begonnen. Bei diesem Luftangriff entstanden keine Verluste der Guerilla. Obwohl es mehrere Alternativen gab, hat sich unser Weggefährte Egîd für eine historische bedeutsame Aktion entschieden und die Guerilla führte mit dem selbstlosen Geist der Apocu einen umfassenden Angriff auf den Berggipfel durch, auf dem sich das Kontrollzentrum der feindlichen Kommandantur befand. Diese um 6.30 Uhr gestartete revolutionäre Angriffsoperation wurde durch ihre Ergebnisse zu einer historisch bedeutsamen Aktion. Bei der Aktion wurden fünf hochrangige Verantwortliche der türkischen Kolonialisten im Kommando-Kontrollzentrum und mindestens zehn weitere Besatzer bestraft. Durch die Intervention mit Cobra-Hubschraubern und anderen Luftfahrzeugen gegen die Guerillakräfte, die unter dem Kommando von Heval Egîd erfolgreich die feindlichen Ziele zerstörten, nahmen die Kämpfe eine größere Dimension ein. Bei dieser Aktion, die einem wahren Heldenepos gleichkommt, sind der Gebietskommandant Egîd Civyan und die Zugkommandanten Canfeda Goyî und Hebûn Girê Spî gefallen.
Dass Canfeda Goyî und Hebûn Girê Spî gefallen sind, stand bereits früher gesichert fest und das HPG-Pressezentrum hat ihren Tod öffentlich gemacht. Erst später erreichten unser Zentrum konkrete und detaillierte Informationen, die den Tod von Heval Egîd bestätigten.“
|
Codename: Egîd Civyan
Vor- und Nachname: Vahdettin Karay
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Hatica - Sadullah
Todestag und -ort: 11. September 2020 / Botan
|
Egîd Civyan ist nach Angaben des Hauptquartiers in Gever (türk. Yüksekova) geboren und lernte als Student die Gedanken Abdullah Öcalans kennen. 1995 brach er sein Studium ab und schloss sich der Guerilla an. Er kämpfte 26 Jahre lang in den Bergen Kurdistans, war zu den schwierigsten Zeiten in Botan und im Zagros-Gebirge und übernahm als Kommandant der Gebiete Çarçela und Kato Jîrka wichtige ideologische, organisatorische und militärische Aufgaben. Beim Rückzug der Guerilla im Jahr 2013 kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete und war innerhalb der für Nordkurdistan verantwortlichen Kommandantur organisatorisch und in der Bildungsarbeit tätig.
Die Befreiung von Şengal
Nach dem Angriff des IS am 3. August 2014 auf Şengal übernahm Egîd Civyan die Kommandantur der Kräfte, die zur Rettung des ezidischen Volkes in das Gebiet geschickt wurden. „Er war eine der unvergesslichen Persönlichkeiten, denen es mit großem Mut und Intelligenz gelang, unser Volk aus der Umklammerung des IS zu befreien“, heißt es in der Erklärung des Hauptquartiers. Auf der Flucht vor dem Genozid waren die Ezidinnen und Eziden damals in das Şengal-Gebirge geflohen und wurden von der Guerilla gegen die Angriffe des IS verteidigt. Gleichzeitig wurde ein Fluchtkorridor nach Rojava freigekämpft. Durch den selbstlosen Einsatz der Guerilla und der YPG/YPJ konnten innerhalb von acht Tagen 150.000 Menschen aus Şengal nach Rojava gelangen. „Diese Operation zur Rettung von Menschenleben, zu der nicht einmal Staaten mit ganz anderen Möglichkeiten in der Lage waren, wurde von Heval Egîd im Namen unserer Partei PKK geplant und mit großem Erfolg auf disziplinierte Weise durchgeführt“, so das Hauptquartier.
Egîd Civyan verteidigte die Bergregion monatelang und ging schließlich ins Stadtzentrum, um den Städtekampf zu leiten und den IS aus der gesamten Region zu vertreiben. Er blieb drei Jahre lang in Şengal und verließ die Region erst, nachdem ein selbstverwaltetes System installiert werden konnte.
2017 ging er zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete und 2018 schließlich nach Botan.