„Bis zu meinem letzten Atemzug ihrem Andenken verbunden“
Die Guerillakämpferin Deniz Derya teilt ihre Erinnerungen an die 2011 gefallene Guerillakämpferin Rûken Şirnak. „Rûken war für unsere Einheit immer eine Quelle der Moral“, erklärt sie.
Die Guerillakämpferin Deniz Derya teilt ihre Erinnerungen an die 2011 gefallene Guerillakämpferin Rûken Şirnak. „Rûken war für unsere Einheit immer eine Quelle der Moral“, erklärt sie.
Die Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star, Rûken Şirnak (Heybet Güngen), kam in der umkämpften nordkurdischen Region Şirnex (Şırnak) zur Welt. Şirnex hat eine lange und tief verwurzelte Widerstandstradition und Rûken wird schon früh Zeugin der Unterdrückung durch das türkische Regime.
Rûken fällt als Kind durch ihre Lebhaftigkeit auf. Sie stellt sich schon in Kinderjahren gegen die türkische Kolonialmacht und gewinnt dadurch bereits früh an Autorität bei ihren Mitmenschen. Schon in den 80er Jahren traten in der Region Botan Frauen der Guerilla bei. Von damals bis heute hat die Beteiligung von Frauen an der Guerilla zugenommen. Rûken geht ebenfalls diesen Weg und schließt sich 2010 der Guerilla an.
Ihre Genossin Deniz Derya sagt über Rûken: „Nachdem Rûken die Ausbildung für neue Kämpfer*innen durchlaufen hatte, kam sie in das Gebiet Jirka am Berg Kato. Wir kämpften dort in einer Einheit. Sie war jung und gehörte nicht zu denjenigen mit dem größten Bewusstsein, aber sie hatte einen wunderbaren Geist. Sie war sehr erwachsen. Sie war eine Quelle der Moral in unserer Einheit. Insbesondere auf organisatorischer Ebene versuchte sie sich immer weiter zu entwickeln. Bei den organisatorischen Analysen und den Diskussionen über die Analysen des Vorsitzenden erstaunte sie immer wieder mit ihren Fragen. Sie war eine, die bei den alltäglichen Arbeiten immer als erste anpackte. Sie wurde aufgrund dieser Eigenschaften von ihren Genoss*innen sehr geliebt.“
Die Bevölkerung war von ihr sehr beeindruckt
Deniz Derya hebt hervor, dass sie sich auch in militärischen Belangen immer wieder hervortat: „Rûken nahm auch an Aktionen teil. Einmal ging sie mit den Freunden Rojhat und Azad los, um einen Hinterhalt gegen einen feindlichen Konvoi zu legen. Dann sehen sie, dass auf der Strecke Sicherheitskräfte unterwegs waren und entscheiden, dass es besser wäre diese anzugreifen. Bei der Aktion wurden viele Soldaten getötet. Aber anschließend wurde Azad verletzt. Sie kannten das Gelände nicht ausreichend. Sie wussten auch nicht, wo der Feind stand. So hat der Feind ein großes Gebiet kontrolliert. Als Azad verletzt wurde, sagte er den anderen Genoss*innen, dass sie gehen sollten und er den Kampf fortsetzen würde.
Der Feind hatte einen C-förmigen Hinterhalt gelegt. Es war sehr schwer, diesen Hinterhalt zu durchbrechen. Auf diese Weise gerieten sie zwei oder drei Mal in Gefechte. Sie überrannten zwei oder drei feindliche Stellungen, aber sie konnten die letzten Posten nicht durchbrechen. Rûken kämpfte bis zur letzten Patrone und sprengte sich dann mit einer Handgranate in die Luft. Das war im Setka-Gebiet in Kato-Jirka. Rûken fiel in jungen Jahren mutig im Kampf. Dieser Tod zeigt die Haltung, die ihr Leben durchzog.
Es war das Jahr 2011. Ihr Tod hatte die Genoss*innen in der Einheit ziemlich mitgenommen. Sie war das Rückgrat unserer Einheit. Auch die Bevölkerung der Region war sehr betroffen. Wir haben gesehen, dass sogar diejenigen, die gegen uns waren, betroffen waren. Der Widerstand einer so jungen Guerillakämpferin hat sie in Staunen versetzt. Die Genoss*innen hatten bei der Aktion 17 oder 18 Soldaten getötet. Da die Armee das nicht hinnehmen wollte, banden sie die Leiche Rûkens an einen Panzer und schleiften sie ins Stadtzentrum von Elkê (Beytüşşebap). Ihnen ging es darum, die Bevölkerung einzuschüchtern. Aber ihr Widerstand hat die Menschen mehr beeindruckt als das Exempel des Feindes. Wir als ihre Waffengeschwister werden bis zu unserem letzten Atemzug in ihrem Andenken weitermachen.“