Bevölkerung Êzîdxans protestiert gegen türkische Angriffe

In Şengal protestiert die Bevölkerung gegen die Angriffe der türkischen Luftwaffe auf Êzîdxan.

Am gestrigen Mittwoch ist Zekî Şengalî (Ismail Özden), Mitglied der ezidischen Koordination Şengal und des KCK-Exekutivrates, bei einem gezielten Anschlag des türkischen Staates ums Leben gekommen. Der Anschlag auf das Fahrzeug des ezidischen Politikers hatte sich auf der Rückfahrt von einer Gedenkveranstaltung im Dorf Koço ereignet, das am 15. August 2014 fast vollständig von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgelöscht wurde.

Mit einem Protestmarsch demonstrieren zur Stunde die Bewohner*innen Êzîdxans gegen die Angriffe auf Şengal und den Anschlag auf Zekî Şengalî. Zuvor hatte sich die Menschenmenge vor dem Demokratischen Autonomierat von Sinune versammelt. Immer wieder rufen die Teilnehmer*innen Parolen wie „Der Angriff auf Mam Zekî ist die Fortsetzung des Genozdis an den Eziden“.

Es wird erwartet, dass im Anschluss eine abschließende Kundgebung stattfinden wird.

Wer war Zekî Şengalî?

Zekî Şengalî, der von der ezidischen Bevölkerung liebevoll Mam Zekî (Onkel) genannt wird, kam 1952 in der nordkurdischen Provinz Êlih (Batman) im Dorf Şahsim im Kreis Qubîn (Beşiri) zur Welt. Die Angriffe und staatlichen Repressionen des türkischen Unterdrückerregimes trieben viele ezidisch-kurdische Familien in die Flucht. So auch die Familie Özden, die 1969 nach Deutschland ging.

Trotz seines jungen Alters engagierte sich Zekî Şengalî bereits früh für die kurdische Freiheitsbewegung, der er sich 1987 anschloss. Aufgrund dessen befand er sich ab 1990 eine Zeitlang in deutscher Haft. Kompromisse ging Şengalî trotz der Unterdrückung und angedrohten Gefahr nicht ein. Seine revolutionäre Persönlichkeit und Haltung zog andere Menschen stets in seinen Bann. Mam Zekîs Sohn Qasim Özden (Sîpan) und seine Nichte Xanê Esmer Demir traten ebenfalls der kurdischen Freiheitsbewegung bei, verloren bei der Guerilla jedoch ihr Leben.

1999 traf Şengalî die Entscheidung, zurück nach Kurdistan zu gehen. Dort angekommen, verschlug es ihn zunächst nach Êzîdxan, ins Land der Eziden. In Şengal, Şêxan und vielen anderen Orten hat er sich für die Organisierung der ezidischen Bevölkerung eingesetzt. Als am 3. August 2014 der sogenannte Islamische Staat Şengal überfiel, kehrte Mam Zekî dorthin zurück und nahm als Mitglied der ezidischen Koordination Şengals an den Aufbauarbeiten eigener autonomer Strukturen teil.

Mam Zekî hinterlässt ein bespielloses Vermächtnis bedingungsloser Hingabe und Mühe.