Barzanî rechtfertigt türkische Angriffe auf Zivilbevölkerung

Statt die Türkei zu verurteilen, deren Armee erst gestern zwei weitere Zivilisten in Şîladizê tötete, rechtfertigte Neçirvan Barzanî, Präsident der föderalen Region Kurdistan (KRG) die Angriffe des türkischen Militärs auf südkurdisches Territorium.

Der Präsident der föderalen Region Kurdistan (KRG), Neçirvan Barzanî, hat sich während einer Pressekonferenz in Hewlêr (Erbil) zum Tod von Zivilisten geäußert, die bei Angriffen der türkischen Luftwaffe in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. Zwei weitere Menschen starben am Samstag in der Gemeinde Şîladizê (Shiladze) nahe der Stadt Amêdî (Amediye) bei einem Protest gegen die türkische Militärpräsenz und Luftangriffe auf zivile Siedlungsgebiete. Die Bevölkerung stürmte im Ort eine türkische Militärbasis und setzte diese anschließend in Brand. Die zunächst geflüchteten Soldaten schossen daraufhin in die Menschenmenge. Ein Familienvater und ein 13-jähriger Demonstrant wurden getötet, am Rande des Aufstands erlitt ein älterer Bewohner der Gemeinde einen tödlichen Herzinfarkt, als türkische Kampfjets im Tiefflug über den Protestierenden kreisten.

Barzanî: Wäre die PKK nicht hier, würde die Türkei keine Zivilisten angreifen

„Es ist die Anwesenheit der PKK, die für den Tod von Zivilisten verantwortlich ist”, sagte Barzanî. Im gleichen Atemzug widersprach er sich selbst, indem er behauptete, die türkische Luftwaffe fliege lediglich Angriffe auf Gebiete, in denen sich die PKK bewege. Der gestrige Aufstand in Şîladizê war jedoch erst ausgebrochen, weil in der vergangenen Woche sechs Zivilisten bei türkischen Luftschlägen auf die Region getötet wurden. Statt die Türkei zu verurteilen, rechtfertigte der KRG-Präsident das Vorgehen Ankaras: „Die offizielle KRG-Politik besagt, dass wir nicht akzeptieren, dass unser Land die Sicherheit unserer Nachbarn bedroht“. Der „Vorfall“ in Şîladizê habe sich ereignet, weil die Türkei „verärgert“ wurde. Die Zivilbevölkerung sei angewiesen worden, Gebiete, in denen das türkische Militär präsent ist, nicht zu betreten. Es sei nur natürlich, dass „Probleme“ auftreten, wenn einige Personen die Anweisungen nicht einhielten, sagte Barzanî und fuhr fort: „Es gibt das Recht zu protestieren, ohne den Frieden zu stören. Wir akzeptieren jedoch nicht, dass Proteste entgleisen und Gewalt angewendet wird. Es werden notwendige Maßnahmen ergriffen, um den Vorfall zu untersuchen und sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen“. Die Ankündigung lässt vermuten, dass die Bewohner*innen von Şîladizê mit Repression konfrontiert werden.

Gründe für türkische Luftangriffe werden „beseitigt“

Auf die Frage, wie viele Zivilisten bei Luftangriffen der türkischen Armee getötet wurden, antwortete Neçirvan Barzanî: „Leider wurden einige unserer Bürger durch türkische Luftangriffe getötet“. Er machte jedoch nicht klar, warum und wie Zivilisten „in PKK-Zonen“ von der türkischen Armee getötet werden. Abschließend betonte Barzanî die Notwendigkeit, die Gründe für türkische Bombardements zu „beseitigen“, erwähnte allerdings nicht, wer oder was diese „Gründe“ seien.