„Auf Wiedersehen aus dem Irak“

Laut einem Bericht der Friedensorganisation CPT-IK sind durch die Militäroperation der Türkei in der Kurdistan-Region im Irak innerhalb eines Monats neun Dörfer entvölkert worden. Die Zivilbevölkerung wird vertrieben und verliert ihre Existenzgrundlage.

Community Peacemaker Teams Irakisch-Kurdistan (CPT-IK)

Die Community Peacemaker Teams Irakisch-Kurdistan (CPT-IK) haben einen Bericht über die Auswirkungen der laufenden Militäroperation der Türkei auf die Zivilbevölkerung veröffentlicht. Demnach sind im Zeitraum 15. Juni bis 15. Juli 2024 neun Dörfer vollständig geräumt und mindestens 184 Familien vertrieben worden. Durch die Angriffe verbrannten ungefähr 68.000 Dunam Land, eine Kirche, eine Produktionsstätte für Tahin, ein Auto, zwei Wasserprojekte und 19 zivile Häuser seien beschädigt oder zerstört worden. Eine Zivilperson wurde verletzt, Stromnetze der Dörfer Bari Gare und Miska seien angegriffen worden.

Gute Reise in der Türkei“

Darüber hinaus seien für die neuen türkischen Militärstützpunkte Telekommunikationstürme errichtet worden, die die kurdischen Telekommunikationsnetze in den Gebieten von über 110 Dörfern gestört habe. Das habe dazu geführt, dass die Anwohner:innen über ihre Mobiltelefone Nachrichten wie „Auf Wiedersehen aus dem Irak“ und „Gute Reise in der Türkei“ erhielten.

Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind beträchtlich

In dem Bericht heißt es, die türkische Armee habe am 15. Juni eine neue Militäroperation im Gebiet Barwarî Bala gestartet, um die Kontrolle über den Berg Metîna und die umliegenden Gebiete zu erlangen. Das Ziel sei es, die Kontrolle über den Berg Gare zu gewinnen. „Die Militäroperationen wurden sowohl von Boden- als auch von Luftstreitkräften durchgeführt, wobei schätzungsweise 1250 türkische Soldaten, 300 Panzer und verstärkte Luftangriffe zum Einsatz kamen. Seit Beginn der neuen Operation am 15. Juni hat die Türkei mindestens 381 Bombardierungen in Irakisch-Kurdistan durchgeführt, hauptsächlich durch Kampfjets, aber auch durch Artilleriebeschuss und Drohnen. Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind beträchtlich, vor allem in Form von Vertreibung, Verlust wirtschaftlicher Existenzgrundlagen, Verlust landwirtschaftlicher Flächen, Umweltschäden und einem verifizierten Verletzten“, so die CPT-IK.

Angaben über bombardierte Dörfer

Der Bericht enthält genaue Angaben über die betroffenen Dörfer. So seien beispielsweise in Miska, in dem 16 Familien lebten, Soldaten der türkischen Armee in Wohnhäuser eingedrungen. Durch die massiven Angriffe seien 85 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche verbrannt. Die türkische Armee habe in dem Dorf Häuser, eine Kirche und einen Brunnen bombardiert, insgesamt seien neun zivile Häuser beschädigt worden. „Viele Dörfer in den Regionen Amêdî und Batifa leiden unter landwirtschaftlichen Verlusten, ökologischen Schäden und intensivem Bombardement. Mindestens 68.000 Dunam an Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen sind verbrannt.“

Besonders betroffen sei auch das zehn Kilometer südöstlich der Kleinstadt Amêdî gelegene Dorf Guherzê, in dem 174 Familien lebten. Im Berichtzeitraum sei das Dorf mindestens 45 Mal bombardiert worden, dabei seien sechs Häuser, ein Fahrzeug und ein landwirtschaftliches Wasserprojekt beschädigt worden. Die Angriffe gingen hauptsächlich von einem neu errichteten Militärstützpunkt im Gebiet Girê Bahar aus.

Foto: Symbolbild © CPT-IK