Invasion der Türkei im Nordirak
Die Türkei hat ihre Angriffe auf ländliche Gebiete in der Kurdistan-Region im Irak intensiviert. Die türkische Armee führt Ausweiskontrollen an Straßenposten durch und bombardiert Dörfer, Felder und Wälder in der Umgebung der Kleinstadt Amêdî im Gouvernement Duhok. Seit Wochen finden Truppentransporte in die Region statt. Laut Berichten setzt die Türkei in ihrem Vernichtungsfeldzug gegen die kurdische Guerilla in Syrien rekrutierte und ausgebildete Dschihadisten als Söldner ein.
Der Journalist Erdoğan Altan erklärte gegenüber MA, dass die Türkei eine Pufferzone gegen die PKK errichten wolle und die Angriffe als erster Schritt einer Annektion irakischen Territoriums zu bewerten seien. Die Bevölkerung werde gezielt vertrieben, es gebe Festnahmen und Verhaftungen, und unter den ins Operationsgebiet transferierten Paramilitärs seien bekannte Islamisten.
Die Guerilla soll isoliert werden
In Duhok, Zaxo und Hewlêr (Erbil) agiere der türkische Staat gemeinsam mit der vom Barzanî-Clan angeführten PDK, sagte Altan: „Die Guerilla soll isoliert werden, und in dieses Konzept soll auch die irakische Regierung einbezogen werden. Dass die Türkei sich ungehindert in der Region niederlassen kann, geht jedoch vor allem auf die PDK zurück. Die PDK arbeitet gemeinsam mit Ankara daran, Südkurdistan in einen neuen Hort für radikale Islamisten zu verwandeln. Die Gleichgültigkeit in Bagdad bedeutet, dass die Angriffe befürwortet werden oder dass geheime Absprachen getroffen wurden.“
Pufferzone von Duhok bis Hewlêr
Altan erklärte, dass Maßnahmen wie Straßensperren, Ausweiskontrollen und die Entvölkerung von Dörfern die Legitimität der Regierungen in Hewlêr und Bagdad in Frage stelle. „Eine der grundlegenden Sorgen der Bevölkerung ist die Möglichkeit, dass in den evakuierten Gebieten islamistische Gruppen angesiedelt werden. Die Türkei bereitet einen Bevölkerungsaustausch vor und will mit radikalen Islamisten eine Pufferzone von Duhok bis Hewlêr errichten. Hier soll ein ähnlicher Plan wie in Nord- und Ostsyrien umgesetzt werden“, so der Journalist.
162 Dörfer entvölkert, 602 Dörfer bedroht
Die Türkei habe mittlerweile ein vierzig Kilometer weit reichendes Gebiet annektiert und bewaffneten Gruppen übergeben. Die führenden Köpfe dieser Gruppen seien identifiziert worden, darunter seien Personen, die früher für den „Islamischen Staat“ und ähnliche Organisationen in Syrien an Kampfeinsätzen beteiligt waren. „Diese Personen sind auf 72 von der PDK übergebenen Posten und Stützpunkten zwischen Bamernê und der Gare-Region stationiert worden“, teilte Altan mit. Die militärische Präsenz der Türkei habe die Form einer Besatzungsmacht angenommen.
Im Zuge der anhaltenden Angriffswelle sind laut Altan bisher 162 Dörfer entvölkert worden: „Um die Region vollständig zu annektieren, werden 602 Dörfer weiterhin bedroht. Es wird berichtet, dass einigen Familien für einen Umzug in Camps in Hewlêr und Duhok Geld angeboten wurde.“