Ararat und die sieben Farben von Heftanîn

Eine Guerillakämpferin aus Serhed, mit langen Zöpfen, einer schönen Stimme und einer rebellischen Haltung. So stand Ararat vor mir, als ich die Kamera einschaltete. „Ich gehe nach Heftanîn, will jemand mitkommen?“, sagte sie.

Die Zeit ist gekommen. Wenn ein Herz den Schmerz eines anderen Herzens trotz räumlicher Entfernung tief nachempfinden kann, bedeutet es, dass es den Weg des Verstehens eingeschlagen hat. Über dich zu schreiben, erfordert Verständnis und kein Weinen. Du sagst dir, dass heute der Tag ist, die Erde zu umarmen und die Seele der Unsterblichkeit zu öffnen. Denn du weißt, dass es nicht das Ende ist. Vielleicht ist es ein Neubeginn. Den Tod sollte man nicht fürchten. Man sollte keine Angst davor haben, sich in etwas anderes zu verwandeln. In solchen Momenten darf man keine Angst davon haben, vielleicht zu einem Vogel, einer Schwalbe, einer Taube, einem Stein, einem Baum, einem Blatt zu werden. Es ist das Gesetz der Natur. Ich glaube, es ist das Gesetz eines freien Lebens. Es ist das Gesetz der Guerilla. Des Menschseins. Es ist die Realität. Und es ist besser, die Realität so zu akzeptieren.

Eine Guerillakämpferin aus Serhed, mit langen Zöpfen, einer schönen Stimme und einer rebellischen Haltung. So stand Ararat vor mir, als ich die Kamera einschaltete. Gemeinsam mit Welat Dêrik, einem weiteren Gefallenen des heldenhaften Widerstands von Heftanîn, wartete sie unter einem Baum auf mich. Ich lief mit schnellen Schritten zu ihnen. „Heute ist der 27. November, deshalb werden wir für die PKK Lieder singen und den Gründungstag der PKK als einen Tag der Befreiung für das kurdische Volk feiern. Willst du uns nicht dabei filmen, wenn wir singen?“, fragten die beiden. „Selbstverständlich will ich euch filmen. Diese Kamera ist für euch da, nur um euch zu filmen“, antwortete ich. Sie wird immer dafür da sein, euch zu filmen und in eurem Dienst zu stehen. Damals filmte ich das Lied, das sie mit großem Enthusiasmus sangen.

Ich erinnere mich gut an diesen Moment: An den Baum, unter dem sie saßen, an den Rhythmus des Liedes, an die Begeisterung in ihren Augen. Als Ararat erfuhr, dass sie nach Heftanîn gehen wird, sagte sie: „Heval, ich gehe an einen fruchtbaren Ort mit sieben Farben, an dem der Regen, der Schnee und die Bäume wunderschön sind. Ich gehe nach Heftanîn, will jemand mitkommen?“ Zusammen mit Welat Dêrik nahm sie Tasche und machte sich lachend auf den Weg. Ihre Begeisterung kam nicht von ungefähr. Es ging nicht um die Liebe zum Krieg. Es ging um die Überzeugung, mit diesem Kampf zu einem freien Leben beizutragen und sich kämpfend zu befreien. Jetzt sind sie zu einer Heldin und einem Helden geworden, die im Widerstand von Heftanîn eine große Rolle gespielt, einen großen Kampf geführt und einen ewigen Platz in den Herzen ihrer Freundinnen und Freunde eingenommen haben.

Das ist das Gesetz eines freien Lebens und die beiden haben erfüllt, was dafür getan werden musste. Opferbereitschaft, Heldentum, Willensstärke, Entschlossenheit, Würde und schließlich der Gefallenentod. Diese Heldinnen und Helden entscheiden sogar selbst, auf welche Weise sie fallen werden: Kämpfend, wütend, immer noch die Liebe verteidigend, immer noch unter Berücksichtigung der Regeln eines gerechten und ethischen Kampfes. Ist es kein Heldentum, bei jedem Zusammenstoß mit dem Feind keine Abstriche von seinen Überzeugungen zu machen und in dem Wissen zu kämpfen, dass man eines Tages nicht einmal ein Grab haben wird, und falls doch, dass man auch im Grab nicht in Frieden gelassen wird? Welche Energie, welche Macht gibt einem den Mut, keinesfalls hinter einem Felsen abzuwarten, damit der Feind unversehens vorbeizieht, und statt dessen loszulaufen, dem Feind den Weg abzuschneiden, ihn zu fragen, was er auf diesem Boden zu suchen hat, und bis zum Ende zu kämpfen? Die Guerillakämpferin Ararat hat einen Widerstand geleistet, der den Besatzern die Wurzeln herausgerissen hat.

Ararat war bereits früher in vielen Guerillagebieten und stand dort Auge in Auge dem Feind gegenüber. Heftanîn war nicht ihre letzte Station, es war die erste Station der Unsterblichkeit. Sie hat die sieben Farben Heftanîns erlebt. Sie ist das rote Glühen des Herbstes, das Grün des Frühlings, das Weiß des Winters und das Gelb des Sommers. Sie hat den Feind mit ihren Zöpfen erwürgt.

Am 25. Juni ist sie in Şeşdara im Nahkampf mit den Besatzern gemeinsam mit den Guerillakämpferinnen Esmer und Berivan vorgerückt. Sie hat den Vormarsch des Feindes zurückgeschlagen. Die Besatzer versuchen immer noch, in Şeşdara weiterzukommen. Der Widerstand der YJA-Star verharrt dort wie ein Stein in der Lunge des Feindes. Möge der Weg dieser wunderschönen Kämpferinnen offen sein.