Anwaltskammer fordert Bestrafung für Folter

Nach der brutalen Festnahme und Misshandlung von Jugendlichen in Gever fordert die Anwaltskammer Ermittlungen wegen Verstoß gegen das Folterverbot. Der jüngste Betroffene ist erst 15 Jahre alt.

Die Anwaltskammer Hakkari (ku. Colemêrg) hat sich in den Folterfall in Gever (Yüksekova) eingeschaltet und fordert eine Bestrafung der involvierten Polizisten. In dem nordkurdischen Landkreis sind am Montag sieben junge Menschen festgenommen und misshandelt worden. D.K. (15), A.Y. (16), Rahmi Terzioğlu, Isa Terzioğlu, Diyar Şedal, Uğur Şedal und Mustafa Bor werden der Mitgliedschaft in der PKK beschuldigt. Die Polizei ging bei den Festnahmen brutal vor, die Wohnungen der Betroffenen wurden von schwer bewaffneten und maskierten Mitgliedern einer Sondereinheit gestürmt. Dabei wurden Türen und Fenster eingeschlagen und die Beschuldigten sowie ihre Angehörigen bedroht und misshandelt. Mustafa Bor wurde in seiner Wohnung stundenlang geschlagen. Nach Angaben seiner Mutter sagten die Polizisten zu ihr: „Wir sind gekommen, deinen Sohn zu töten.“

Mustafa Bor nach der Folterung durch türkische Polizisten

Inzwischen sind alle Festgenommenen wieder freigelassen worden. Die Anwaltskammer konnte mit Mustafa Bor sprechen und hat seine Aussage aufgezeichnet. In einer im Anschluss veröffentlichten Stellungnahme forderte die Kammer eine wirksame Ermittlung gegen die Verantwortlichen. „Folter ist in internationalen Konventionen, denen die Türkei beigetreten ist, sowie im nationalen Recht definiert und streng verboten", heißt es in der Erklärung. Folter verstoße gegen die Menschenwürde und sei inakzeptabel, so die Anwaltskammer Hakkari:

„Niemand darf, unabhängig von der gegen ihn erhobenen Beschuldigung, in irgendeiner Weise und zu irgendeinem Zeitpunkt gefoltert oder misshandelt werden. Gegen die involvierten Beamten müssen sofortige Maßnahmen ergriffen werden. Wir fordern, dass die Justizbehörden eine wirksame und dringende Untersuchung gegen Folter, unmenschliche und missbräuchliche Behandlung und Gewalttaten durchführen und die Täter bestrafen, und wir informieren die Öffentlichkeit respektvoll darüber, dass wir das juristische Verfahren verfolgen werden."