Angehörige bergen Leichname aus Operationsgebiet

Eineinhalb Monate lagen die Leichen von vier gefallenen Guerillakämpfern in Licê im Gelände, weil das Militär die Bergung untersagte. Ihre Angehörigen konnten sie nun auf eigene Faust evakuieren.

Nach 43 Tagen im Gelände sind die Leichname der vier Guerillakämpfer, die bei einem türkischen Luftangriff in der nordkurdischen Kreisstadt Licê (Provinz Amed/Diyarbakir) getötet wurden, geborgen worden. Die Angehörigen hatten sich vergeblich an die türkischen Behörden gewandt, um die Evakuierung der Kämpfer durchzusetzen. Seit dem 3. Juni lagen die Leichname bereits im Operationsgebiet, das Militär untersagte allerdings die Bergung. Heute gelang es den Familien der Gefallenen schließlich mit der Unterstützung etlicher Freiwilliger auf eigene Faust.

Die Bergung der Leichen gestaltete sich jedoch als schwierig; die Körper von zwei Kämpfern wurden bei dem Luftschlag auf das Umland der Wohnsiedlung Medrese (Bayirli) regelrecht zerfetzt. Nach der Evakuierung wurden die Leichname in Begleitung einer Abordnung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) sowie mehreren Anwält*innen und dem Generalstaatsanwalt von Licê der örtlichen Jandarma-Kommandantur übergeben. Wie es heißt, wird die Obduktion im gerichtsmedizinischen Institut in der Provinzhauptstadt Amed durchgeführt.  

Am 11. Juni hatte die HPG eine Erklärung zum Tod von zwei der gefallenen Kämpfer abgegeben. Darin hieß es: „Am 2. Juni hat die türkische Besatzerarmee eine Militäroperation im Gebiet Şehîd Serxwebun in Amed eingeleitet. Die Operation wurde von unbemannten Drohnen unterstützt. Am 3. Juni gegen 5 Uhr morgens erfolgte eine heftige Bombardierung der Umgebung des Dorfes Medrese aus Kampfhubschraubern. Nach der Bombardierung wurden Soldaten aus Hubschraubern in dem Gebiet abgesetzt. Es kam zu Gefechten zwischen den Besatzern und unseren Kräften. Da die türkische Armee mit Bodentruppen nicht gegen unsere Kräfte ankommt, ist das Gebiet von Kampfflugzeugen bombardiert worden. Unsere Freunde Zinar und Rizgar sind gefallen, nachdem sie dem Feind im Gefecht schwere Schläge versetzt und bis zur letzten Kugel gekämpft haben.“ 

Am 28. Juni wurden die Identitäten der drei anderen Kämpfer bekannt gegeben.


Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es, alle Gefallenen seien am 2. Juni 2019 ums Leben gekommen. Tatsächlich wurde die in der Region durchgeführte Militäroperation am 2. Juni 2019 eingeleitet. Der tödliche Luftangriff erfolgte am 3. Juni 2019.