Amed: Polizei foltert zwei Minderjährige
Nach einer Aktion auf ein gepanzertes Polizeifahrzeug in Amed wurden zwei Jugendliche festgenommen. Wie die Mutter eines Betroffenen berichtet, sind beide in Gewahrsam schwer gefoltert wurden.
Nach einer Aktion auf ein gepanzertes Polizeifahrzeug in Amed wurden zwei Jugendliche festgenommen. Wie die Mutter eines Betroffenen berichtet, sind beide in Gewahrsam schwer gefoltert wurden.
Im Bezirk Bajarê Nû (Yenişehir) in Amed (Diyarbakir) hat die türkische Polizei nach einer militanten Aktion auf ein gepanzertes Fahrzeug der Sicherheitskräfte am 24. Juli die zwei Minderjährigen M.A. (17) und A. E. (17) festgenommen. Die Mutter von M.A. berichtet, dass beide im Gewahrsam schwerer Folter ausgesetzt wurden.
Die Mutter des Folteropfers gibt an, dass die beiden nach ihrer Festnahme zunächst auf ein offenes Feld gebracht und dort gefoltert wurden. Anschließend sei ihr Sohn in der „Antiterror-Leitstelle“ nochmals gefoltert worden.
Die Mutter von M.A. berichtet wie folgt von den Vorfällen am Tag der Festnahme der beiden Freunde: „Als ich von der Festnahme meines Sohnes erfuhr, bin ich sofort zur Polizeileitstelle für Minderjährige gefahren. Dort sagte man mir, dass mein Sohn nicht hier sei. Vor der Tür der Leitstelle sah ich dann den Freund meines Sohnes A.E. an einem Polizeiauto. Er war in einem schrecklichen Zustand. Er konnte kaum stehen, sein Gesicht war blutverschmiert. Kurz darauf wurde uns gesagt, dass mein Sohn in der Antiterror-Leitstelle festgehalten wird. Wir fuhren dorthin. Auch dort wurden wir hingehalten. Später erfuhren wir, dass mein Sohn gefoltert wurde, während wir warten mussten. Auf Druck unseres Anwalts wurde er dann in der Nacht in die Leitstelle für Minderjährige überführt. Als ich ihn kurz sah, waren sein Mund und seine Nase blutverschmiert. Ich wollte in seine Nähe, aber man ließ mich nicht zu ihm. Er wurde geschleppt. Seine Füße schleiften über den Boden.“
Erst am nächsten Tag durfte die Mutter von M.A. mit ihrem Sohn sprechen. Von der Begegnung berichtet sie wie folgt: „Zuerst sprach unser Anwalt mit ihm. Er teilte mir danach mit, dass der Junge kaum in der Lage sei, zu sprechen. Danach durfte auch ich ihn sehen. Als ich ihn umarmen wollte, hielt er mich zurück, weil ihm alle Knochen schmerzten. Er berichtete mir, dass sie ihn zunächst auf einem freien Feld gefoltert hatten. Dort zog man ihn nackt aus und schlug mit den Waffenkolben und einem Metallrohr auf ihn ein. Er wurde beleidigt und bedroht. Sie sollen zu ihm gesagt haben, dass dies seine letzte Chance sei und man ihn töten werde.“
Ärzte stellen keinen Befund über die Folter aus
Die Mutter von M.A. erklärt, dass es Videoaufzeichnungen gibt, welche die Unschuld ihres Sohnes beweisen. Zum Zeitpunkt der Aktion gegen das gepanzerte Fahrzeug habe sich ihr Sohn vor einem Lebensmittelgeschäft aufgehalten. „Dennoch wird er weiter festgehalten. Er wurde zwar in ein Krankenhaus gebracht, doch dort weigerten sich die Ärzte, einen Befund über die Folterverletzungen auszustellen. Er wird weiter der Folter ausgesetzt“, so die Mutter.
Die Festnahme ihres Sohnes sei nicht der erste Fall, bei dem die Familie mit Polizeigewalt konfrontiert wurde, berichtet die Mutter: „Es ist schon einmal zu einer Razzia in unserer Wohnung gekommen. Damals hat ein Polizist seine Waffe an die Schläfe meiner neunjährigen Tochter gehalten. Sie leidet heute noch psychisch unter dem Vorfall. Wenn ein Auto vor unserer Tür parkt oder laut an der Wohnungstür geklopft wird, haben wir Angst, die Polizei könnte wieder gekommen sein. Das Ganze reicht uns. Wir werden nun rechtlich gegen diese Willkür vorgehen. Wenn es sein muss, werden wir bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.“